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Gott mit Fleiß, Solls seyn, so seys, Er wird mein Glück wohl fügen.“
Und in einem Liede von N. Hermann heißt es: „Sey Gott dem Herrn
ergeben, Er machs, wies ihm gefällt, Es thut ihm nichts gefal—
len, Dann was uns nützlich ist, Er meint's gut mit uns allen.“
Endlich in einem Liede von P. Gerhard: „Es ist herzlich gut gemeint
Mit der Christen Plagen: Wer hier zeitlich wohl geweint, Darf nicht
ewig klagen, Sondern hat vollkommne Lust Dort in Christi Garten,
Dem er einig recht bewußt, Endlich zu gewarten.“
Gu Anm. 27.) Wesenlos, geistlos, nutzlos, langweilig, wider⸗
lich sind Antikritiken, weil die Kritiken in ihrem Eifer, den Schriftsteller
nicht zu begreifen, sondern zu widerlegen, den Schein für das Wesen
nehmen, ohne Kritik Sprachliches zum Sächlichen, Locales zum Uni—
versellen, Particuläres zum Charakteristischen, Zeitliches zum Bleiben⸗
den, Relatives zum Unbedingten machen, nicht Zusammengehörendes
verknüpfen, nothwendig Verbundenes aber trennen, kurz willkürlich
Alles kunterbunt durch und unter einander werfen und daher der Anti—
kritik keine philosophische, sondern nur eine philologische Citatenthätigkeit
überlassen. Oder vielmehr ihr die Nothwendigkeit auferlegen, die Kri—
tiker erst das Lesen zu lehren, namentlich das Lesen von Büchern,
die mit Geist geschrieben; denn die geistreiche Schreibart besteht unter
Anderem darin, daß sie Geist auch in dem Leser voraussetzt, daß sie nicht
Alles ausspricht, daß sie die Beziehungen, Bedingungen und Einschrän⸗—
kungen, unter welchen allein ein Satz gültig ist und gedacht wird, den
Leser sich selbst sagen läßt. Wenn daher der Leser, sei es nun aus
Stumpfsinn oder Tadelsucht, diese Auslassungen, diese leeren Zwischen—
räume nicht ausfüllt, wenn er den Autor nicht selbstthätig ergänzt,
wenn er nur gegen, aber nicht für ihn Geist und Verstand hat,
Mi so ist es kein Wunder, daß die ohnedem wehr- und willenlose
pek Schrift von der kritischen Willküͤr jämmerlich zu Grunde gerich—