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rischen und zeugungskräftigen Unendlichkeit und Universalität. *)
Zum Schluß nur noch ein Wort über die Gattung in naturhistorischer
Beziehung. „Die Thiere demonstriren zur Zeit der Brunst ad oculos
die Gattungsallgemeinheit als eine Realität“. Nicht doch! die Brunst
der Thiere, die Heftigkeit des Geschlechtstriebes selbst im Menschen de—
monstrirt uns gar nichts Andres, als was jeder andere heftige Trieb
uns auch demonstrirt. Der Zorn, der verletzte Selbsterhaltungstrieb,
der unbefriedigte Nahrungstrieb, der Hunger haben dieselben Wirkun—
gen, als der unbefriedigte Geschlechtstrieb, daß ste nämlich Thiere und
Menschen in wahre Wuth und Raserei versetzen. Heißt es denn nicht
schon im Homer vom Hunger:
Denn unbändiger ist und schrecklicher nichts denn der Hunger,
Welcher stets mit Gewalt an sich die Menschen erinnert;
Auch dem Bekümmerten selbst, dem Gram die Seele belastet.
So ist mir auch belastet mit Gram die Seele; doch immer
Fordert er Speise und Trank der Wütherich; und ich vergesse
Alles Leid, das ich trug, bis seine Begier ich gesättigt.
Wenn daher die Brunst die Realität der Gattungsallgemeinheit, d. h.
des Allgemeinbegriffs demonstrirt, so demonstrirt auch die Wuth des
Hungers die Gattungsallgemeinheit meines Magens, die Wuth des
Zorns über irgend eine mir zugefügte Beleidigung oder Verletzung die
Gattungsallgemeinheit meines Ich. Der Geschlechtstrieb ist aber so
wenig ein Freund der Philosophie, insbesondre der speculativen, und
spricht so wenig zu Gunsten der Realität der Allgemeinbegriffe, daß er
vielmehr die auf die äußerste Spitze getriebene Realität der Individua—
litaͤt ausdrückt, denn erst in ihm vollendet sich die Individualität, wühlt
) In praktischer Beziehung ist der Individualismus Socialismus, aber nicht im
Sinne des französischen, die Individualität oder, was eins, was nur ein abstracterer
Ausdruck derselben ist, die Freiheit aufhebenden Socialismus
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