wunderung des regelmäßigen Laufs der Himmelsgestirne die Religion,
d. h. die Verehrung der Gestirne selbst oder eines diesen Lauf regelnden
Wesens erzeugt habe. Allein es erhellt auf der Stelle, daß diese Er—
klarung der Religion sich nur auf den Himmel, nicht auf die Erde, nur
auf das Auge, nicht auf die übrigen Sinne, nur auf die Theorie, nicht
auf die Praxis des Menschen bezieht. Allerdings waren die Gestirne
auch Ursachen und Gegenstände der religiösen Verehrung, aber keines⸗
wegs als Object der theoretischen, astronomischen Betrachtungslust,
sondern inwiefern sie als über das Leben des Menschen gebietende Mächte
angesehen wurden, also Gegenstände der menschlichen Furcht und Hoff⸗ al
nung waren. Gerade an den Sternen haben wir ein deutliches Bei⸗ L
spiel, daß nur dann ein Wesen oder Ding Gegenstand der Religion ist, L
wenn es ein Gegenstand, eine Ursache der Todesfurcht oder Lebens⸗ Gtn
freude ist, ein Gegenstand also des Gefühls der Abhängigkeit. Mit heie
Recht heißt es daher in einer 1768 erschienenen französischen Schrift Visel
de l'Origine des principes religieux: „Der Donner und das Unge⸗ MN
witter, das Elend des Kriegs, die Pest und Hungersnoth, Seuchen und
Tod haben den Menschen mehr von dem Dasein eines Gottes überführt
(d. h. mehr religiös gestimmt, mehr von seiner Abhängigkeit und End— a
lichkeit ͤberzeugt), als die beständige Harmonie der Natur und alle De⸗ wal
monstrationen der Clarke und Leibnitze“. „Eine einfache und beständige shif
Ordnung fesselt nicht die Aufmerksamkeit des Menschen. Nur Begeben— ghr
heiten, die an das Wunderbare reichen, koͤnnen sie wieder rege machen. am
Ich habe nie das Volk sagen hören: Gott bestraft den Trunkenen, weil bi
er seine Vernunft und Gesundheit verliert. Doch wie oft habe ich die L
Bauern meines Dorfes vortragen hören: Gott bestrafe die Trunkenen, dethe
weil ein Betrunkener das Bein brach, als er nach Hause gehen urn
wollte.“ Urn
mn
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