Full text: Theogonie nach den Quellen des classischen, hebräischen und christlichen Alterthums (9. Band)

einst bei den blinden Heiden, sondern auch jetzt noch bei den hoch⸗ 
erleuchteten Christen, Das, was, wie z. B. ein Mißjahr, für die 
Einen d. h. die Armen, die Un- oder Wenigbemittelten „eine 
Strafe Gottes“ ist, ein Zorngericht, für die Andern d. h. die 
reichen Gutsbesitzer, die großen Bauern, die Kornhändler ein Se⸗ 
gen Gottes, ein erbauliches Freudenfest. 
„Zwei Fässer stehen gestellt an der Schwelle Kronions (auf 
dem Fußboden seines Saals), voll das eine von Gaben des Wehs, 
das andre des Heiles.“ (J. 24, 527.) Aber der Inhalt beider 
Fässer ist — wenn auch nicht allein, denn es gibt noch eine andere 
Quelle des Uebels, die erst später sich zeigen wird, doch größten— 
theils — aus dem menschlichen Herzen oder Wesen geschöpft; 
denn es gibt nicht nur gutmüthige und gutthätige Wünsche, es 
gibt auch übelwollende, grausame, unbarmherzige Wünsche, — 
Dũ te perdant! die Goöͤtter mögen dich verderben! Zeös äv 
3ßoααννν (heοn. 851) — nicht nur Wunsche der Liebe 
und Dankbarkeit, die ihren Gegenstand in den Himmel zu ewiger 
Seligkeit erhebt, sondern auch Wünsche des Hasses, des Abscheus, 
der Rache, die ihren Gegenstand bis in den tiefsten Abgrund der 
Erde, in die Hölle zu ewiger Qual hinabstößt, nicht also nur 
himmlische oder englische Glücks- und Segenswünsche, sondern 
auch höllische, teuflische Flüche und Verwünschungen. Aber wie 
die Götter die Wünsche des Wohlwollens, so erfüllen sie auch die 
Wünsche des Uebelwollens. 
Phönir hatte seinen Vater erzürnt, weil er auf die Bitte seiner 
von demselben zurückgesetzten Mutter dessen Nebengemahlin be— 
schlafen hatte. Sobald es der Vater erfuhr, „rief er mit gräßlichem 
Fluch der Erinyen (Straf⸗, Rachegöttinnen) furchtbare Gottheit, 
daß nie sitzen ihm möcht' auf seinen Knieen ein Söhnlein des Phö⸗ 
nir,“ „und den Fluch vollbrachte, αον νναο, der 
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