Full text: Theogonie nach den Quellen des classischen, hebräischen und christlichen Alterthums (9. Band)

friedigt. Aber carior est illis (Diis) homo quam sibi 
(Juvenalis, Sat. 10, 350), die Götter lieben den Menschen mehr, 
als er sich selbst. Wie oft handelt der Mensch aus Unwissenheit 
oder Leidenschaftlichkeit wider sein eignes Interesse! Wie oft M 
wünscht er sich, was zu seinem Verderben gereicht! „Der Thörichte! n 
ruft Homer über den Patroklos aus, als er den Achilleus vor lih 
seinem letzten Schlachtgang um dessen Rüstung anflehte, „siehe sich den 
selber sollt' er jetzo den Tod und das schreckliche Schicksal er— Pie 
flehen.“ (J. 16, 46.) Wie oft opfert er einem augenblicklichen ben 
Genuß sein ganzes Lebensglück auf! Wie oft versündigt er sich bes 
gegen das Grundgesetz der Selbstliebe und Selbsterhaltung! 16] allel 
Aber was der Mensch nicht weiß, das wissen statt seiner und zu 
seinem Besten die Götter, daher bittet Sokrates die Götter nur 
im Allgemeinen um das Gute, weil sie am besten wissen, was Vb. 
gut ist Kenoph. Mem. 1, 3, 2), daher heißt ein griechischer lohe 
Dichter zum Zeus so flehen, daß er das Gute geben, sei's gebeten uun 
oder ungebeten, das Schlimme aber, auch wenn man darum fleht, cdhi 
abwenden möge (Plato Alcib. 2, 5); und was der Mensch nicht hib⸗ 
thut und empfindet, wie hier Achilleus die Nothwendigkeit der i 
Nahrung, das thun und empfinden statt seiner die Götter; sie sind 
die Vertreter der menschlichen Selbstliebe. 177 Gütige und zu— ⸗ 
gleich höchst wunderbare Wesen, wie sie sind, nicht gebunden an 
die natürlichen Schranken und Mittel der Selbsterhaltung, träu— 
feln sie ihm ihre eigene ätherische Nahrung, Nektor und Ambrosia 
in die Brust, daß „ihm nicht nahe der Hunger.“ (J. 19, 347.) 
So gestärkt und bewaffnet stürzt Achilleus in die Schlacht, 
siegsgewiß, aber gleichwohl nicht sonder Verzug und Muͤhe des 
Siegs habhaft. Wie hätte auch ein Held, namentlich ein griechi— 
scher, dessen Ideal ein Herakles, einen Sieg ohne Arbeit, ohne 
Kampf und Gefahren, folglich auch ohne Verdienst und Ruhm 
12
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.