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sein, wenigstens letzter Wunsch wird von ihnen erfüllt. „Laß mich
nicht an den Schiffen der Danger Hunde zerreißen, den Leib ent—
sende gen Ilios, daß in der Heimath Trojas Frauen und Männer
des Feuers Ehre mir geben.“ (IJ. 22, 339.) So flehte der ster—
bende Hektor, aber umsonst. Selbst noch an der Leiche läßt Achil⸗
leus seine Wuth aus, durchbohrt ihm die Füße, befestigt sie mit
ledernen Riemen an seinem Wagen und läßt so das einst so an—
muthige Haupt (V. 403) staubbesudelt hinten nachschleifen und
will zuletzt selbst den Hunden die Leiche vorwerfen. Doch die
Schutzgöttin der Troer, Aphrodite wehrte die Hunde ab und salbte
selbst den Leib mit ambrosischem Rosenöl, daß er nicht durch das
Schleifen zerkratzt würde. (J. 23, 184.)
Die letzte Ehre, die letzte Liebe gilt der Leiche des Menschen.
Nichts ist schrecklicher dem Sterbenden, wenn auch nicht bei allen
Völkern, doch bei den griechischen, als der Gedanke, als wehrloser
Leichnam der verletzenden Rohheit und Gemeinheit des menschli—
chen und thierischen Publicums preisgegeben dazuliegen, nichts
erwünschter den Ueberlebenden, als noch einmal den Geliebten,
wenn auch nur als Todten zu sehen. (J. 24, 36. 37.) Welche
Mittel haben nicht die Menschen aufgeboten, welche Künste nicht
angewandt, um die Leichen unversehrt zu erhalten! Was aber
die Menschen mit Schwierigkeit, das thun die Götter mit Leich—
tigkeit. Sie schirmen daher den schönen Leib Hektors vor allen
Entstellungen und erfüllen so seinen und der Seinigen letzten
Wunsch. Achilleus selbst läßt sich erweichen und gibt dem Pria—
mos seinen Sohn zu feierlicher Bestattung zurück. „Siehe dein
Sohn ist jetzo gelöst o Greis, wie du wünschest.“ (J. 24, 599.)
Und als Kassandra Priamos mit der Leiche kommen sah, rief sie
durch Ilios ringsum: „Eilt zu schauen ihr Troer und Troerin—
nen den Hektor.“ Und die Mutter Hekabe erblickt mitten in