gegenständliche, außer dem Menschen existirende Grund ihrer Ver⸗
ehrung auch nicht außer dem Wesen und den Wirkungen ihres
Naturelements zu suchen ist. So riefen nach Herodot (7, 189)
die Athenienser im Perserkrieg den Boreas mit Opfern an, daß
er ihnen beistehe und die Schiffe der Barbaren zerstören möchte,
und errichteten ihm in dem Glauben, daß er ihnen wirklich ge—
holfen habe, als der Wind die feindliche Flotte zerstört hatte,
einen Altar. Der Boreas, erzählt Pausanias (8, 27, 9) sollte
aber nicht nur allen Hellenen von Nutzen sein durch die Zer—
schmetterung der meisten Schiffe der medischen Flotte, sondern
auch die Megalopoliten errettete dieser Wind; denn er hob nicht
nur die Wirkung der Eroberungsmaschinen des Agis auf, son—
dern zerstörte sie auch vollständig durch sein zugleich starkes und
fortwährendes Wehen. Die Megalopoliten, sagt derselbe später
636, 4), opfern jährlich dem Boreas und bezeigen ihm gleiche
Ehre mit den übrigen Göttern, weil er sie von den Lakedämoniern
und dem Agis errettet hat, ͤrs quννοα νοανον. „Gegen die
Thurier, erzählt Aelian (Var. Hist. 1, 2, 61), segelte Dionysios
mit dreihundert, mit Schwerbewaffneten angefüllten Schiffen.
Boreas aber wehte gegen die Schiffe, zertrümmerte sie und zer—
störte so seine Seemacht. Seitdem opferten die Thurier dem
Boreas, wählten diesen Wind zu ihrem Mitbürger, wiesen ihm
ein bestimmtes Haus und Land zum Eigenthum an und brachten
ihm jährlich den Tribut ihrer Verehrung dar. Nicht also die
Athener allein hielten ihn fuͤr ihren Freund oder Verwandten,
sondern auch die Thurier anerkannten ihn als ihren Wohlthäter.“
So ist auch dem Menschen, abgesehen von den in ihm selbst
liegenden, schon in frühern Schriften des Verfassers entwickelten
Gründen, der Glaube überhaupt an persönliche, wohl- und übel—
wollende Ursachen der Naturwirkungen und Naturereignisse zwar
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