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ten: „Jehovah (sei) mit Dir“, aber auch: „Friede (Heil, Wohl)
Dir!“ oν ν im Neuen Testament, gleichwie auch die Rö⸗
mer Salutem, Heil, Wohlsein, die Griechen xcc, Freude Dir
oder Freue Dich! wünschten. Aber es ist ganz gleichgültig, ob
theistisch oder atheistisch der Wunsch sich ausdrückt. In jedem
Wunsch steckt ein Gott, aber auch in oder hinter jedem Gott nur
ein Wunsch.
Zwischen Gebet und Wunsch ist übrigens kein anderer Unter—
schied, als daß das Gebet ein unmittelbar an die Götter selbst
gerichteter, in Form einer Bitte ausgesprochener, daher mit De—
müthigungen und Ehrfurchtsbezeugungen, wenn es ein besonders
wichtiger Gegenstand ist, mit Opfern, Spenden, Verbindlichkei—
ten, Gelübden verbundener Wunsch ist. So betete z. B. Hanna
die Mutter Samuels zum Herrn und weinete und gelobte ein Ge—
lübde und sprach: „Herr Zebaoth, wirst du deiner Magd einen
Sohn geben, so will ich ihn dem Herrn (d. h. dir) geben sein
Lebenlang.“ (1. Sam. 1, 10. 11.) So flehte in der Ilias
die troische Priesterin Theano zur Pallas Athene gelobend, ihr
zwölf Kühe zu opfern, wenn sie sich der Trojer erbarmte. (6, 304
bis 10.) Wunsch oder Gebet und Gelübde sind bekanntlich so
innig mit einander verbunden im Sinne des Alterthums, daß bei
den Griechen und Römern dieselben Worte: οαναν, οααανν-
uα, xο, öν, vored, votum Wünschen und Geloben be⸗
deuten. Aber eben so wird auch Wünschen und Bitten, Beten
mit denselben Worten bezeichnet. Das eben erwähnte süοαν
z. B. bedeutet geloben (auch sich rühmen), beten, wünschen, eben
so oονα bitten, flehen, wünschen, auch verwünschen, precor
bitten, wünschen, verwünschen, beten. Statt beten orars oder
bitten die Götter precari a diis sagen die Römer auch: wünschen
oder erwünschen von den Göttern, oder bloß wünschen. Du hast
Feuerbach's sämmtliche Werke. IX. 3