Full text: Theogonie nach den Quellen des classischen, hebräischen und christlichen Alterthums (9. Band)

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die Götter fir und fertig sind, sich dieses Verhältniß umkehrt, die 
leibliche oder persönliche Göttererscheinung sich nicht auf den Göt— 
terglauben, sondern umgekehrt sich dieser auf jene stützt. 
Der Inhalt der geistigen Theophanien, der Gebete, Opfer, 
Feste ist aber zuletzt nur entweder Dank oder Bitte: — Dank, 
Lob, Preis für erfüllte Wünsche, empfangene Wohlthaten — 
Bitte um Erfüllung von Wünschen, deren Gegenstand entweder 
ein wirkliches Gut ist, oder die Abwendung eines Uebels oder, 
wie in den Sühn- und Schuldopfern, den Buß- und Versöh— 
nungsfesten, die Beschwichtigung des göttlichen Zorns, als des 
ursächlichen Uebels. Aber dem Loblied geht das Klagelied, dem 
Dank die Bitte, dem erfüllten Wunsch der leere, bloße Wunsch 
voraus, wie die Saat der Ernte, die Braut der Mutter, der 
Durst dem Trunk. 
Der Wunsch ist die Urerscheinung der Götter. Wo Wünsche 
entstehen, erscheinen, ja entstehen die Götter. Selbst in der Ilias, 
die doch dem historischen oder vielmehr für uns vorgeschichtlichen 
Ursprung der Götter so ferne bereits stand, die schon eine reiche 
Götter-⸗ und Mythenwelt vor sich hatte, ist doch von dem Wahr— 
heitsinstinkt des Dichters das Urphänomen der Religion dadurch 
ausgesprochen oder errathen, daß gleich die erste eigentliche 
Theophanie in derselben, der zürnende Gott Apollo nur die sinn— 
liche Erscheinung und Verwirklichung eines ausdrücklichen Wun— 
sches, des priesterlichen Rachewunsches ist, gleichwie auch gleich 
in der ersten Olympischen Ode Pindars der Gott gleichzeitig mit 
dem Wunsche zum Vorschein kommt. „Dem Meere nahe dann 
tretend dem grauen, allein in der Dämmrung rief er an (&rusr 
—o — 
Schol. Pind. Carm. ed. Beckius) den rauschenden, guten Lenker 
des Dreizacks. Augenblicks ihm stand er da“ (Mommsen);
	        
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