Heizmikroskope für Mikrohärte-Messungen bei erhöhter Temperatur
GERHARD REINACHER, Hanau
1. Einleitung
Die primäre Aufgabe der Heizmikroskopie ist es, eine visuelle thermische Analyse zu ermög-
lichen. Verschiedene Heizmikroskop-Konstruktionen sowie Umfang, Probleme und Grenzen
ihrer Anwendung sind ausführlich von G. Reinacher‘ sowie R. Mitsche et aal.? erörtert
worden. H. J. Dichtl und F. Jeglitsch? haben die Meßempfindlichkeit dadurch gesteigert, daß
sie Differential-Thermoanalysen im Heizmikroskop ausgeführt haben. Durch Kombination
der Heizmikroskope mit weiteren Meßvorrichtungen läßt sich die Temperaturabhängigkeit
der Meßgrößen verfolgen und mit dem Gefügezustand vergleichen. F. Brandstaetter*» > hat
z. B. ein Mikroskop mit einer Magnetsonde ausgerüstet. Im Rahmen eigener heizmikrosko-
pischer Arbeiten wurde eine Heizkammer mit einer Zugvorrichtung für Mikroproben ver-
sehen zur simultanen Beobachtung von Gefüge-Deformationen® . Weitere Heiztisch-Konstruk-
tionen zur mechanischen Beanspruchung kleiner Proben durch Zug, Druck oder Hin- und
Herbiegen bei gleichzeitigem Studium der dabei eintretenden Deformation des Oberflächen-
Gefüges sind in ’ zusammengestellt. Nicht weniger interessant für die Werkstoffprüfung sind
analoge Kombinationen von Heiztischen mit eingebauten Mikrohärteprüfern, die die Unter-
suchung der Temperatur-Abhängigkeit der Mikrohärte von Gefügen und Gefüge-Bestand-
teilen gestatten.
Über die hierfür entwickelten Modelle wird nachfolgend berichtet, da es den Anschein hat,
daß die Anwendung dieser Prüfmethode für die Entwicklung warmfester Legierungen und
ganz allgemein für die Werkstoffprüfung bisher in Europa kaum Eingang gefunden hat,
obwohl es nicht an Pionieren und Publikationen über ihre Geräte gefehlt hat.
2. Geräte
2.1. Warmmikrohärteprüfer von E. Schmidtmann et al.
An erster Stelle sei hier an das Gerät erinnert, das E. Schmidtmann et al. 1958 und 1960
beschrieben haben?» °. Wie bei dem früheren 1050°-Heiztisch von LEITZ wurde in einer
evakuierbaren Kammer eine fingerhutförmige Probe in eine Heizpatrone eingesetzt. Der
Prüfdiamant war an einem Waagebalken befestigt, der auf einem Kreuztisch von außen
manuell zu verstellen war. Über dem Schauglas der Kammer war das Meßmikroskop des
Durimet-Kleinlasthärteprüfers zum Ausmessen der Eindrücke angebracht. Das Gerät ist noch
heute in Benutzung, allerdings mit gewissen Verbesserungen, z. B. wird zur Heizung heute
wie beim 1750°-Heiztisch von LEITZ ein rohrschellenförmiges Rh-Heizband verwendet, und
die Bewegung des Prüfdiamanten erfolgt zur Verbesserung der Vakuum-Dichtheit der
Kammer durch darin angeordnete kleine Elektromotoren. Belastungen bis maximal 250 p —
meist wurde mit 35,5 p gemessen — werden vor dem Versuch, bei geöffneter Kammer,
eingestellt! °
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