Ein elektronenmikroskopischer Plastik-Kohlenstoff-Zweistufenabdruck der Bruchoberfläche
ergibt "prinzipiell dieselben Erscheinungen wie in der Raster-Elektronenmikroskopie. Wie
Fig. 10 zeigt, ist allerdings der räumliche Eindruck der Bruchoberfläche eines Abdruckes
schlechter. Auch sind die feinen Risse parallel zu den Schleifspuren nur deshalb zu deuten,
da man ihr Vorhandensein aus der Auswertung der rastermikroskopischen Aufnahme ein-
deutig weiß. Dagegen ist aber zweifellos die Detailerkennbarkeit größer. In Fig. 10 sind z. B.
in relativ gleichmäßigen Abständen halbmondförmige Spuren zu erkennen, die ähnlich wie
die aus der Literatur bekannten Reifenspuren Typ II aussehen?®> ?7., Nach D. Broek*”
könnte es sich hierbei um lose Karbide handeln, die bei der zyklischen Beanspruchung durch
die Relativverschiebung in der Schleifspurmulde einen Prägeeindruck hinterlassen. Diese
Reifenspuren Typ II sind auch manchmal in rasterelektronenmikroskopischen Aufnahmen
zu sehen. Sie verlaufen in den überwiegenden Fällen senkrecht zur Rißfortpflanzungs-
richtung in den Mulden der Schleifspuren.
Der Restbruch erfolgt beim weichgeglühten Stahl großteils zäh und zeigt die bekannten
Löcher mit den Zerrungsrändern (siehe Fig. 8).
Bei Perlit sind Dauerbruchstreifen nur dann zu beobachten, wenn die Streifen parallel oder
nahezu parallel zu den Zementitlamellen verlaufen. Auch dann sind sie nicht immer ein
Beweis für die plastische Verformung. In Fig. 11 ist in einer Rasteraufnahme zu sehen, daß
die Dauerbruchstreifen meist über mehrere Zementitlamellen auf einmal gehen. Allerdings
können auch parallel zur Rißfortpflanzung verlaufende Zementitlamellen oft ein ähnliches
Bruchbild ergeben. Die Streifen des Zementits auf der Bruchoberfläche lassen sich vor allem
bei Replicas leicht mit Dauerbruchstreifen verwechseln. Eine leichte Anätzung des Bruches
läßt aber in der Rasteraufnahme sofort erkennen (Fig. 11), daß es sich tatsächlich um
Zementitlamellen handelt. ;
Der Restbruch des reinen Perlits sieht im Zweistufenabdruck dem Dauerbruch manchmal
stark ähnlich. Auch hier treten vielfach abgebrochene Zementitlamellen auf, die Dauerbruch-
streifen vortäuschen. Wesentlich besser ist der Restbruch als solcher in der Rasteraufnahme
zu erkennen. So sind in Fig. 12 bei a ein zäher Bruch mit den typischen Näpfchen, die stark
nach der Lamellenstruktur des Zementits orientiert sind, und bei b ein blumenkohlartiger
Quasi-Spaltbruch zu sehen.
Herrn Dipl.-Ing. Heinrich Schäffer sei für die Durchführung der elektronenmikroskopischen
Aufnahmen gedankt. Ein Teil der Ergebnisse stammt aus der Diplomarbeit des Herrn August
Herzog, dem wir ebenfalls für seine wertvolle Mitarbeit danken,
3. Zusammenfassung
Bei den von uns untersuchten einphasigen Metallen Aluminium und Kupfer konnten die in
der Literatur angegebenen Versetzungsanordnungen bei zyklischer Zug-Druck-Bean-
spruchung durchwegs bestätigt werden.
Hohe Spannungs- oder Dehnungsamplituden ergaben deutlich Zellstrukturen, deren Zell-
grenzen häufig Wege des Bruchgeschehens zu sein scheinen. Bei niedrigen Amplituden muß
ein Fortschreiten eines Risses nicht mit einer Versetzungszellbildung zusammenhängen,
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