Im folgenden werden Beispiele aus diesen Ergebnissen besprochen: In Fig. 2 wurde ein
Volumenfaktor X, bestehend aus dem Atomvolumen V, dem Atomdurchmesser d und der
Differenz der Gruppennummer AG, gegen einen Entropiefaktor Y, gebildet aus Schmelzent-
ropien AS, aufgetragen. Es ergeben sich für die einzelnen Konstitutionstypen die schraf-
fiert eingetragenen Häufungsgebiete, die ihrerseits von verschiedenen Parabeln begrenzt sind.
Es existieren zwei Überlappungsgebiete. Einmal zwischen dem M- und E-Gebiet und zum
andern zwischen dem D- und P-Gebiet (jeweils durch Kreuzschraffur gekennzeichnet). Durch
eine gestrichelte Parabel wird das Gebiet der unlöslichen Systeme begrenzt, das seinerseits
die monotektischen und eutektischen Gebiete überdeckt.
Aus Fig. 2 wurden die in Fig. 3 gezeigten Teilgebiete M und E übernommen. Im linken
Teilbild sind die Systempunkte solcher Systeme eingetragen, deren Konstitution in der
Literatur mit einem möglichen aber nicht exakt nachgewiesenen Monotektikum angegeben
wird. Gleiches gilt im rechten Teilbild für den Systempunkt Au-Cr. Dieser, ebenso wie der
Punkt Cu-Nb im linken Teilbild, liegen in der Nähe der Trennungslinie zum D- und P-Gebiet,
und es zeigt sich, daß sowohl das System Au-Cr als auch das System Cu-Nb neben .dem
möglichen Monotektikum ein gesichertes Peritektikum als Schmelzgleichgewicht besitzen.
Die mit offenen Kreisen bezeichneten Systeme sind einige typische Vertreter monotektischer
Systeme.
Ein weiteres Beispiel für eine Gebietshäufung ist in Fig. 4 wiedergegeben. Ein Volumen-
faktor X, der neben dem Atomvolumen V und dem Atomdurchmesser d noch die Gruppen-
nummer G und die Periodennummer P enthält, ist aufgetragen gegen einen Entropiefaktor Y,
bestehend aus den Entropien S;. Diese Korrelation führt auf ein schraffiert eingetragenes
Häufungsgebiet für D- und P-Systeme, das von einem Kreissektor begrenzt wird, An diesem
Beispiel ist die gegenseitige Überlappung quantitativ verdeutlicht. Während 90 % der unter-
suchten D- und P-Systeme innerhalb des Kreisgebietes liegen, fallen 100 % der untersuchten
M-Systeme außerhalb des Kreisgebietes. In der gewählten Darstellung können somit mit
hinreichender Genauigkeit die D- und P-Systeme von den M-Systemen getrennt werden,
Mit Hilfe der statistisch gewichteten 170 Häufungsfaktoren und der 17 Bedingungs-
gleichungen für Häufungsgebiete läßt sich nunmehr ein Simultantest zusammensetzen, Er
wird ebenfalls durch ein Computerprogramm realisiert, und es läßt sich nach vorläufigen
Tests erwarten, daß er Wahrscheinlichkeitsaussagen liefert, die mit einer Sicherheit von etwa
80 % behaftet sind. Fig. 5 gibt den Ablauf des Simultantests wieder.
Mit Hilfe der statistischen Analyse gewonnene Faktoren und Bedingungsgleichungen können
einmal zu Prognosen über bisher nicht untersuchte Systeme verwendet werden, zum andern
dienen sie zur kritischen Beurteilung experimenteller Werte. Weiterhin bieten die gewonne-
nen Korrelationen durch die Tatsache, daß verschiedene thermodynamische Parameter in
ihnen enthalten sind, die Möglichkeit, den Einfluß dieser auf die Phasengleichgewichte zu
untersuchen.
4. Zusammenfassung
Die statistische Analyse ist ein wirkungsvolles Hilfsmittel der Konstitutionsforschung.
Anhand experimentell aufgestellter Zustandsbilder binärer Systeme können bestimmte
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