Resultate früherer Untersuchungen genügen den heutigen Ansprüchen meist nicht mehr. 2.
Dazu wäre im einzelnen Folgendes anzuführen:
a) Durch Anwendung dynamischer Meßmethoden erhielt man vielfach Ergebnisse, die weit 27
entfernt vom Gleichgewichtszustand liegen. Wenn nun auch dieser bei technischen Fri
Prozessen kaum erreicht wird, ist es doch wesentlich, ihn zu kennen, da alle Vorgänge in vor
Richtung auf das Gleichgewicht hin ablaufen und nur dieses sich in einfacher Weise sich
mathematisch betrachten läßt. gef
b) Auch die Resultate statischer Verfahren sind oft unzureichend, da die Wärmebehand- aus
lungszeiten vielfach zu kurz waren und sich daher das Gleichgewicht nur in extrem Wä
kleinen Bereichen, welche der Phasengrenze unmittelbar benachbart sind, eingestellt hat, Les
Dieser Fehler wird auch heute noch oft gemacht. sch
;) Einer Reihe von Meßverfahren haftet die grobe Unzulänglichkeit an, Ergebnisse zu liefern,
die in keinerlei thermodynamisch verwertbarem Zusammenhange stehen. Ein typisches Au
Beispiel dafür sind Abkühlungs- bzw. Erhitzungskurven, magnetische und dilatometrische un!
Messungen. Nur wenn Konoden, d. h. also die Zusammensetzungen von miteinander im Be:
Gleichgewichte stehenden Phasen, bestimmt wurden, ist eine thermodynamische Behand- kol
lung der Resultate sinnvoll. Les
d) Erst seit etwa einem Jahrzehnt sind Substanzen mit zufriedenstellendem Reinheitsgrad zu Üb
erschwinglichen, Preisen erhältlich. Für Eisenbasislegierungen ist es vor allem wesentlich, da«
die Kohlenstoff- und Stickstoffgehalte auf möglichst niedere Werte zu beschränken, da St:
schon geringste Mengen dieser beiden Elemente die Lage der a/y-Phasengrenzen sehr stark dal
beeinflussen. Frühere Untersuchungen wurden oft an Materialien ausgeführt, welche ent
mehrere Hundertstel bis einige Zehntel Gew.-% C enthielten. Solche Messungen können en
heute nur noch als eine erste Näherung betrachtet werden. an
e) Früher übliche „metallographische‘ Methoden zur Untersuchung von Proben, die bis zur un
vermeintlichen Gleichgewichtseinstellung wärmebehandelt worden waren, lassen sich an veı
Schärfe und Genauigkeit nicht mit den nun zur Verfügung stehenden Verfahren (z. B. Ge
Mikrosonde) vergleichen. Sc]
Als Folgerung aus dem Umstand, daß auf ältere Forschungsarbeiten nicht nur eine, sondern Prc
meist mehrere der oben angeführten Fehlerquellen zutreffen, ergibt sich die Notwendigkeit, gel
alle diese Untersuchungen erneut vorzunehmen. Die meisten bisher aufgestellten Zustands- (2.
schaubilder bedürfen einer gründlichen Revision. Aus diesem Grunde haben wir die Ver- Ve
teilung von Chrom und Mangan zwischen Austenit und Ferrit selbst gemessen? . Dieses lie
System wurde gewählt, weil es nicht nur vom praktisch-metallurgischen, sondern auch vom die
thermodynamischen Standpunkt aus sehr interessant ist. Die a/y-Gleichgewichte der Zwei- (A
stoffsysteme des Eisens mit jenen vier Elementen, welche im Periodischen System unmittel- SO!
bar vor dem Eisen stehen, sind in Fig. 1 dargestellt. Aus dieser geht hervor, daß Chrom So
einen Grenzfall darstellt. Es ist nur ein schwacher Ferritstabilisator, bei tiefen Temperaturen sic
und kleinen Gehalten (links vom Minimum) sogar ein Austenitstabilisator und leitet so von ge]
den Elementen Titan und Vanadium, welche das y-Gebiet stark verengen, auf das austenit- an
stabilisierende Mangan über. Im Zustandsschaubild Fe-Mn treten sehr interessante magneti- ges
sche Effekte auf*>5. Außerdem wurden und werden auch die beiden Randsysteme nu
Fe-Mn*> 5 und Fe-Cr°> 7 an unserem Institut untersucht. V:
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