DAS GEFUGE DER METALLE
F. Jeglitsch
Institut fir Metallkunde und Werkstoffpriifung, Montanuniversitit
Leoben
Seit mehr als 8000 Jahren begleiten die Metalle den Menschen in
seinem tdglichen Leben. Waren es am Anfang nur wenige, meist ge-
diegen vorkommende Metalle, die der Mensch nutzen konnte, oder Ge-
schenke des Himmels - so fand sich zum Beispiel in den Grabbeigaben
des Tut-ench-Amun ein Dolch aus einem Meteoreisen, der heute noch
im Museum in Kairo zu bewundern ist - so stieg im Laufe der Jahr-
tausende bzw. Jahrhunderte langsam die Zahl der verwendeten Metalle
in dem Umfang an, wie es der Mensch verstand, sie aus ihren Erzen
zu gewinnen.
Mit zehn Metallen (Gold, Silber, Kupfer, Blei, Zinn, Arsen (Erz),
Antimon, Zink (Erz), Eisen, Quecksilber) kam die Menschheit knapp
7000 Jahre aus. Sie brauchte jedoch nur etwa weitere 800 Jahre, um
diese Zahl zu verdoppeln. Bis 1800 waren insgesamt 17 Metalle be-
kanntgeworden, um 1900 waren es 63 und heute sind es etwa 85 Metalle;
die übrigen Elemente sind Halbmetalle und Nichtmetalle. Diese große
Zahl von Metallen im periodischen System weist bereits eindrucksvoll
auf die Bedeutung der Metalle hin. Die Welt besteht, zumindest
zahlenmäßig von den Elementen her gesehen, nahezu nur aus Metallen.
Der metallische Zustand ist offenkundig ein so bevorzugter in der
Natur, daß sich im Prinzip auch alle nichtmetallischen Elemente des
Periodensystems durch Variation von Druck und Temperatur in den
metallischen Zustand überführen lassen.
Im Laufe der Jahrhunderte wurden zwar empirische Erfahrungen über
die Metalle gemacht, in Erzählungen weitergegeben oder in Sagen
ausgeschmückt dargestellt, der Beginn eines Verstehens wurde damit
aber noch nicht erreicht. Erst der Beginn der Neuzeit brachte eine
gewisse Wandlung. Aus Bruch-, Schweiß- und Biegeproben versuchte
man, einen Einblick in die Struktur der Metalle zu bekommen.
Zu diesen Anfängen in der Metallographie sei auf die ausgezeichnete
und zusammenfassende Arbeit von R. Pusch verwiesen, die 1979
in zehn Teilen in der Zeitschrift "Praktische Metallographie"