Sekunddrhdartung eines StE 47
Die vorgestellte Auswertemethode wurde auf einige Ausscheidungszustande von Vanadin-
carbonitrid im Stahl StE 47 angewandt. Die Wärmebehandlung bestand aus einer Lö-
sungsglühung von 90 min bei 1200 °C, Luftabkühlung und einer nachfolgenden Anlaß-
glühung von jeweils einer Stunde bei Temperaturen zwischen 450 und 750 °C.
Je nach Anlaßtemperatur wurden zwei Arten von Ausscheidungsverteilungen beobachtet,
nämlich erstens Ausscheidungen an Versetzungen und zweitens Ausscheidungen in der
Matrix. Bild 6 zeigt ein Beispiel für den ersten Fall. Fast alle Ausscheidungsteil-
chen sitzen an den Versetzungen. In der Dunkelfeldabbildung erkennt man dies daran,
daß die Teilchen häufig perlschnurartig aufgereiht sind. In Bild 7 liegen neben den
nun schon etwas größeren Ausscheidungsteilchen an den Versetzungen auch noch eine
sehr große Zahl gleichmäßig in der Matrix verteilter Ausscheidungen vor.
Für den Fall der Matrixausscheidungen kann die Fließgrenzenerhöhung mit Hilfe der
oben abgeleiteten Beziehungen errechnet werden. Wenn die Ausscheidungen an den Ver-
setzungen konzentriert sind, ist dagegen der mittlere Abstand der Teilchen längs der
Versetzungslinien in die Orowan Gleichung einzusetzen. Dieser ergibt sich als Quo-
tient aus der entsprechenden Teilchendichte und der Versetzungsdichte.
Im Bild 8 wurden die gesamten aus Gefiligeparametern errechneten FlieBgrenzen zusammen-
gestellt und können mit den experimentell ermittelten Elastizitätsgrenzen verglichen
werden. Die durchgezogene Linie gibt die Abhängigkeit der im Zugversuch ermittelten
Elastizitätsgrenze des Werkstoffs von der Glühtemperatur wieder. Man erkennt deut-
lich das sogenannte Sekundärhärtemaximum bei 600 °C und einen steilen Abfall zu
höheren Glühtemperaturen hin.
Die leeren und ausgefüllten Kreise stellen die für die einzelnen Wärmebehandlungs-
zustände aus der Teilchendichte und -größe berechneten Fließgrenzen dar. Es wird
unterschieden zwischen den Teilchenabständen längs der Versetzungen und im Volumen.
Man sieht, daß für das Fließgrenzenmaximum die längs der Versetzungen ausgeschiede-
nen Teilchen maßgebend sind (ausgefüllte Kreise). Bei Annahme einer statistischen
Verteilung würden sich hier wesentlich geringere Fließgrenzen ergeben, nämlich die
unten eingezeichneten Werte (leere Kreise). Bei 700 °C dagegen ist der Abstand der
in sehr großer Zahl in der Matrix ausgeschiedenen Teilchen entscheidend. Hier würde
infolge der schon weit fortgeschrittenen Vergröberung der Versetzungsausscheidungen
der entsprechende Wert für die Fließgrenze deutlich niedriger liegen, wie an einem
Beispiel gezeigt werden konnte. Der Zustand nach der 650 °C-Glühung stellt ein Über-
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