Full text: Metallographie - Stähle, Verbundwerkstoffe, Schadensfälle

temperatur von M, = —3 °C, so daß zur Erzielung einer spannungsinduzierten Umwandlung der 
Zugversuch bei T p= RT durchgefiihrt werden kann. Dabei wird die Probe jedoch nicht bis zum 
Bruch belastet, sondern vielmehr nach bestimmten Dehnungsbeträgen entlastet und aufgeheizt. 
So kann sehr gut der wahre plastische Dehnungsanteil von dem reversiblen Anteil, der beim 
Aufheizen bis über die Austenitfinishtemperatur A, wieder zurück geht unterschieden und dar- 
aus ein prozentualer Formgedächtniseffekt bestimmt werden. Es ist deutlich zu erkennen, daß 
bei einer Spannung von etwa 230 MPa eine plastische bzw. pseudoplastische Verformung statt- 
findet. Entlasten und nachfolgendes Aufheizen führen zu einer Rückbildung der Verformung. 
Interessant ist jedoch, daß diese nicht immer vollständig ist und nur relativ kleine Verfor- 
mungsbeträge 100%-ig reversibel sind. D.h., der Einwegeffekt wird umso unvollständiger, je 
mehr die Verformung zunimmt. Die Ursache hierfür ist eine zusätzliche plastische Verformung 
des Austenits durch die spannungsinduzierte Martensitbildung. Die sich dabei bildenden Verset- 
zungen können die Austenit /Martensit-Grenzflächen blockieren, so daß der Martensit stabili- 
siert wird und die Rückumwandlungstemperaturen Ag und Ag zu höheren Werten verschoben 
werden /7/. 
Abb. 6 gibt Beispiele fiir die mikroskopische Analyse, insbesondere fiir den Beginn und Verlauf 
der spannungsinduzierten martensitischen Umwandlung, wie sie wahrend des Zugversuchs bei 
verschiedenen Verformungsgraden auftritt. Abb. 6a zeigt das Gefiige kurz nach dem Ubergang 
vom linear—elastischen zum plastischen bzw. pseudoplastischen Teil der Spannungs—Deh- 
nungs-Kurve. Zunächst sind nur die Korngrenzen, dann aber auch bereits gebildete Auste- 
nit /Martensit-Grenzflächen Keimstellen für die Umwandlung. Mit zunehmender Verformung 
nimmt nicht nur die Anzahl der Martensitnadeln zu, sondern die bereits vorhandenen Nadeln 
1 wachsen auch in ihrer Breite. Es ist deutlich zu erkennen, daß der Martensit eine nadelförmige 
/ Morphologie hat, die ein ganz wesentliches Kennzeichen seiner thermoelastischen Eigenschaften 
darstellt (Abb. 6b). 
ngs-Tempera- 20m Op m 
El Abb. 6: Stadien der spannungsinduzierten Martensitbildung wihrend des Zugversuchs. 
nT a) Ubergang linear—elastisch/pseudoplastisch, b) fortgeschrittenes Wachstumsstadium im 
plastischen bzw. pseudoplastischen Bereich. 
Prakt. Met. Sonderbd. 21 (1990) 
197
	        
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