Full text: Metallographie - Stähle, Verbundwerkstoffe, Schadensfälle

i Unterscheidung polygonaler Ferrit -_Zwischenstufenferrit mittels Mikrohartemessung 
Im Lichtmikroskop ist eine Unterscheidung zwischen voreutektoidem, polygonalem 
Ferrit und Zwischenstufenferrit nur dann mdglich, wenn der polygonale Ferrit 
deutlich begrenzte Korner bildet. Dies ist jedoch bei hoheren Kiihlgeschwindigkeiten 
(über 400°C/min) nicht mehr der Fall, und es stellt sich die Frage, ob helle Flecken 
ohne MA-Inseln aus voreutektoidem- oder aus Zwischenstufenferrit bestehen. Die 
Untersuchung von Diinnfolien am Durchstrahlungselektronenmikroskop erscheint zu 
aufwendig, da die Anzahl der notwendigen Proben zur Erreichung statistisch abge- 
sicherter Werte sehr hoch wäre. Deshalb wurde versucht, die Mikrohärtemessung als 
Mittel zur Unterscheidung der beiden Ferritarten heranzuziehen, Mikrohärteein- 
drücke mit einer konstanten, möglichst niedrigen Last wurden in Bereichen erzeugt, 
welche frei von kohlenstoffreichen Inseln waren und im Lichtmikroskop weiß er- 
schienen. Da sich der voreutektoide polygonale Ferrit und der bei tieferer 
Temperatur gebildete Zwischenstufenferrit sowohl in der Versetzungsdichte als auch 
im Gehalt an Legierungselementen unterscheiden, sollten beide Phasen unter- 
schiedliche Härte aufweisen, Bei Auftragung der Eindruckdiagonallängen über ihrer 
MM Häufigkeit konnte demnach eine Verteilung mit 2 deutlich erkennbaren Maxima er- 
| wartet werden, wobei die längeren Eindruckdiagonalen dem weicheren polygonalen 
mar Ausbidr-g Ferrit zuzuordnen wären. Bild 14 zeigt, daß dies bei geringen Kühlraten sowohl bei 
ner speziellen der Umwandlung von verformtem als auch unverformtem Austenit zutrifft, Mit 
te) im Gefüge steigender Kühlrate nähern sich die beiden Maxima einander an und verschmelzen 
schließlich vollständig miteinander. Das geschieht bei fehlender Austenitumformung 
bereits bei geringeren Kühlraten als bei der Umwandlung aus dem verformten 
Austenit. Hier wird die Förderung der Bildung polygonalen Ferrits durch die große 
Anzahl zusätzlicher Ferritkeimbildungsstellen deutlich sichtbar. 
Die Verschmelzung der beiden Maxima legt nahe, daß entweder der polygonale Ferrit 
tatsächlich bei dieser Kühlrate verschwunden ist, oder daß ein kontinuierlicher 
Übergang zwischen beiden Ferritarten besteht und der polygonale Ferrit sowie der 
Zwischenstufenferrit gleiche Härte aufweisen. Dies würde aber - unter Voraussetzung 
gleicher Morphologie der beiden Gefügebestandteile - eine Unterscheidung zwischen 
den beiden Ferritarten ab einer bestimmten Kühlrate nicht mehr notwendig 
erscheinen lassen, da sie sich nicht so stark voneinander unterscheiden, daß 
Auswirkungen auf die mechanischen Eigenschaften der Gefüge zu erwarten wären. 
Prakt. Met. Sonderbd. 21 (1990) 
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