In Heißpreßrichtung gesehen zeigt sich eine regellose Verteilung der Verstär-
kungskomponente, die besonders deutlich bei den whiskerverstärkten Proben
sichtbar ist ( Bild 8 ). Quer dazu zeigt sich dagegen eine ausgeprägte Zeiligkeit in
Plattenlängsrichtung. In dieser Richtung orientieren sich auch gut erkennbar die
Partikel ( Bild 9 ). Die Wahrscheinlichkeit, daß ein Riß in dieser Richtung auf ein
derartiges Hindernis stößt, ist geringer und die Bruchzähigkeit ist relativ zu der
anderen Richtung vermindert.
Einen qualitativen Eindruck von der Verbesserung der Rißzähigkeit vermitteln im
Vergleich die Schliffbilder mit Härteeindruck des Mullits mit 20 Vol.% SiC - Whis-
kern und des monolithischen Mullits ( Bild 2 und Bild 3).
8. Zusammenfassung
Mit Hilfe der RiBlangenauswertung an Vickers-Harteeindriicken wurde sehr fein
differnziert die Bruchzahigkeitssteigerung des spréden Werkstoffes Mullit durch
die Zugabe von SiC - Partikeln und SiC - Whiskern nachgewiesen. Besonders ef-
fektiv war die Zugabe von 20 Vol.% SiC - Wiskern. Weitere Möglichkeiten der
Optimierung der mechanischen Werkstoffeigenschaften von Mullit stehen noch
offen. Die Arbeiten mit Whiskern wurden jedoch wegen ihrer möglichen toxischen
Wirkung eingestellt. Alternativ stehen verschiedene Kurzfasern zur Verfügung,
deren Erprobung aber noch aussteht.
Die Methode der Rißlängenauswertung an Vickers-Härteeindrücken erwies sich
als ausreichend empfindlich, so daß auch eine Werkstoff - Anisotropie nachge-
wiesen werden konnte. Diese Anisotropie deckt sich mit den metallographischen
Beobachtungen und den entsprechenden E-Modul Meßwerten [13].
Für die hier vorgestellten Untersuchungen standen nur sehr geringe Probenvolu-
mina zur Verfügung, wie es häufig bei Werkstoffentwicklungen im Labormaßstab
der Fall ist. Damit schieden andere Verfahren zur Ermittlung der Bruchzähigkeit
bereits aus. Auch der zeitliche und der apparative Aufwand der hier praktizierten
Methode ist vergleichsweise gering.
Ein im Vergleich zu anderen Verfahren weiterer wesentlicher Vorteil liegt darin,
daß ein ideal scharfer Riß, der nur die einzelnen Gitterebenen trennt, gezielt in
den Werkstoff eingebracht wird. Diese Risse haben lediglich eine makroskopische
Länge ( maximal ca. 1000 um = 2b ), die durch eine geignete Wahl der Prüflast
variiert werden kann. So kann man den natürlichen Rißverlauf im Gefüge verfolgen
und daraus Rückschlüsse auf den Einfluß bestimmter Gefügeparameter ziehen.
Die Rißlängenauswertung an Vickers-Härteeindrücken liefert also sowohl qualita-
tive als auch quantitative Aussagen. Sie kann jedoch nicht die bruchmechanische
Bestimmung von Werkstoffkennwerten ersetzen.
Prakt. Met. Sonderbd. 21 (1990)
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