274 Prakt. Met. Sonderband 41 (2009) 
4 Ermittlung von Signalwerten zur zerstörungsfreien Gefügebewertung i 
Für das betrieblich erzeugte Band wurde eine Stahlgüte mit einem rein ferritischen Gefüge ausge- © 
wählt. Ziel war es, die metallographisch ermittelten Korngrößen den Signalwerten gegenüberzustel- 
len und im Signalverhalten Hinweise auf das eingestellte Gefüge zu erhalten, ohne dass weitere 
Gefügebestandteile berücksichtigt werden müssen. Nach Hall-Petch ergibt sich für homogene Ge- . 
füge ein Zusammenhang zwischen Streckgrenze und Korndurchmesser. Für die Korngrößenbe- ; 
stimmung erfolgte eine Gesamtbetrachtung aller Signalverläufe aus vier Frequenzbereichen. Die 
Bezeichnung der verwendeten Oberwellen erfolgt nach einem einfachen Schema. Re bezeichnet den 
Realteil (cos-Anteil), Im bezeichnet den Imaginärteil (sin-Anteil). Die Nummerierung bezeichnet an . 
erster Stelle die Frequenz (2, 4, 6, 8) und an zweiter Stelle die Oberwelle. Dabei bezeichnet eine 1 
die Grundwelle, und 2-6 die höheren Harmonischen bis zur 11. Harmonischen, wobei geradzahlige 
Harmonische symmetriebedingt nicht vorkommen. Re46 ist daher diell.Harmonische der 2. Fre- N 
quenz. Aus dem typischen Verhalten der Signale bei Veränderungen der Prozess- und der HACOM- on 
Anlagenparameter wurde eine Fingerprintanalyse zur Unterscheidung von teilrekristallisiertem, , . 
rekristallisiertem Gefiige mit Kornwachstum und umgewandeltem Gefüge entwickelt. Besonders fi 
die Signale der dritten Frequenz zeigten ein signifikantes, reproduzierbares Verhalten. Daraus ent- 
. Co . . « . . . nit 
wickelte sich ein Muster nach einer logischen ,,wenn-dann* Funktion zur Beschreibung des einge- Dj 
stellten Gefüges (Bild 2). Als Absicherung dienten die aus der Beprobung ermittelten mechanischen ; 
Kennwerte. ' ! 
dritte Frequenz Re m üb 
nicht vollständig 62-66 61-66 _ 
rekristallisiert yA En 
~ } 
’ \ 61 61/63-66 
grobes Korn \ 77 62:66 ar 
61-66 61-66 
umgewandelt —_—— — — 
Bild 2: Fingerprintanalyse zur Unterscheidung von Rekristallisationsstufen durch das Verhalten der 
Grundwelle (Re 61/Im61) und Höherharmonischen (Re62-66/Im62-66). 
Beispiel: Re61/Im61: Realteil/Imaginärteil 3 Frequenz 1 Harmonische, Grundwelle 
Re62/Im62: Realteil/Imaginärteil 3 Frequenz 3 Harmonische, Höherharmonische 
Die Dreiecke bezeichnen entweder einzelne Harmonische (Re 61) oder Harmonischen-Gruppen (IM 61-66) 
Dreieck Spitze nach oben: Amplituden erhöht gegen den Mittelwert 
Dreieck Spitze nach unten: Amplitude kleiner als der Mittelwert 
Die über viele Datensätze berechneten Signalmittelwerte für gleiche Bandgüten unterschiedlicher 
Dicke werden zunächst genutzt, um den Dickeneinfluss zu eliminieren. Damit sind die HACOM- 
Signale von Bändern unterschiedlicher Dicke direkt miteinander vergleichbar. Abweichungen der 
Signalwerte bei veränderten Prozessparametern können so bestimmt und quantifiziert werden. Dar- 
aus ergab sich neben der Verwechslungsprüfung von Bändern (Mittelwerte passen nicht zur Vorga-