292 Prakt. Met. Sonderband 41 (2009)
Als Untersuchungsverfahren werden subjektive metallografische Beurteilungen den Ergebnissen
der digitalen Bildanalyse und EBSD-Untersuchungen gegenübergestellt. Parallel dazu wurden in
der Werkstoffprüfung anhand von Zugproben quer zur Walzrichtung die mechanischen Kennwerte ;
der unterschiedlichen Rekristallisationszustände ermittelt.
Zur besseren Vergleichbarkeit der Ergebnisse aller Untersuchungsverfahren wurden die gleichen 8
Messstellen bewertet. Die nach der EBSD-Messung auf der Probe hinterlassene Kontaminations- a
schicht wurde durch sehr kurzes Ätzen in Salpetersäure sichtbar gemacht und die Messfelder mit
Härteeindrücken markiert. Anschließend konnten die Proben poliert und geätzt werden. 4
2 EBSD-Untersuchung 1
2.1 Verfahrensbeschreibung
Die EBSD-Untersuchungen wurden an den polierten Längsschliffen in einem Messbereich aus der
Blechmitte von 150 um x 200 um bei einer Hochspannung von 15 kV mit einer Schrittweite von
0,2 um durchgeführt. Daraus ergab sich eine Messzeit von 6 Stunden pro Probe. Die Datenakquisi-
tion und —auswertung erfolgte mit einem TSL-Softwarepaket, Version 5.22.
2.2 Rekristallisationsgraduntersuchung
Mit dem Tool “Grain Orientation Spread (GOS)”, das in der Auswertesoftware integriert ist, wird
die mittlere Abweichung zwischen der Orientierung von jedem Punkt im Korn zur mittleren Orien-
tierung des jeweiligen Kornes berechnet. Die GOS-Auswertung wird zur Beurteilung des Rekristal-
lisationsverlaufes (Erholung, Rekristallisation und Kornwachstum) genutzt [7]. Das Tool „Image
quality (IQ)“ liefert Informationen über die Qualität von Kikuchi-Pattern. Daraus ergibt sich eine
qualitative Abschätzungsmöglichkeit des Verzerrungsgrades [5, 6].
Die Ergebnisdarstellung in IQ-Maps (Bilder 1 a) bis 1 c)) und in GOS-Maps (Bilder 1 d) bis 1 f))
zeigen den Fortschritt der Rekristallisation im Vergleich zum hartgewalzten Zustand.
Bild 1 a) bis c): IQ-Maps des Rekristallisationsfortschritts Bild 1 d) bis f): GOS-Maps des Rekristallisationsfortschritts
durch Glühung bei 700 °C mit a) 0 min, b) 5 min, c) durch Glühung bei 700 °C mit d) 0 min. e) 5 min, f) 10
10 min Glühdauer min Glühdauer
Der Ausgangszustand lässt sich durch sehr langgestreckte Körner mit deutlichem Verzerrungszu-
stand als Graustufenänderung innerhalb eines Korns beschreiben. Niedrige IQ-Werte sind Indikato-
ren für eine sehr hohe Dichte von regellos verteilten Versetzungen mit weitreichenden Spannungs-