Full text: Fortschritte in der Metallographie

296 Prakt. Met. Sonderband 41 (2009) 
6 Schlussfolgerung 
+ Im Blech hat durch das Glühen bei einer Temperatur von 700 °C innerhalb von ca. 15 Minuten 
die Rekristallisation vollständig stattgefunden. Längere Glühdauern bis zu einer Stunde führten 
nicht zur Kornvergröberung. 
Die technologischen Kennwerte, bis auf die Bruchdehnung, bleiben nach abgeschlossener Re- 
kristallisation annähernd konstant. Als Ursache für die Änderung der Bruchdehnung werden in 
den Körnern ablaufende temperaturinduzierte Umverteilungen von Versetzungen gesehen. 
IF-Stahl ist für die metallografische Präparation aufgrund des sehr weichen Materials für Arte- 
fakte und eine deformierte Oberflachenschicht anfillig, die zu einer Verfilschung der EBSD— 
Messung führen könnte. Die Farbflichenitzung nach Klemm ist eine erfolgreiche, wenn auch in 
der betrieblichen Praxis nicht triviale Möglichkeit zur metallografischen Gefiigecharakterisie- 
rung von rekristallisiertem IF-Stahl. 
Im vollständig rekristallisierten Zustand wurden mittlere Korngrößen mit drei unterschiedlichen 
Messverfahren bestimmt. Die Messwerte differieren bis zu drei Korngrößenklassen. Tendenziell 
sind Korngrößen aus den EBSD-Untersuchungen um eine Korngrößenklasse höher und das Er- 
gebnis aus dem Richtreihenvergleich um eine Korngrößenklasse niedriger. Im teilrekristallisier- 
ten Zustand führt die Auswertung der Korngrößenverteilung zu korrekten Ergebnissen. 
Ein Rekristallisationsgrad über 20 % lässt sich subjektiv schätzen und stimmt ab ca. 60 % mit 
den EBSD-Ergebnissen überein. Unter 20 % sind der Lichtmikroskopie aus Auflösungsgründen 
Grenzen gesetzt. Die Bestimmung des Rekristallisationsgrades mit der digitalen Bildanalyse ist 
keine Standardroutine. Das vorhandene verformte Gefüge verhindert - aufgrund von Form und 
Farbe - die korrekte Detektierung der Korngrenzen. 
Durch die Nutzung von elektronenoptischen Verfahren ist die Beschreibung der im Gefüge ab- 
laufenden Vorgänge wie Erholung, Keimbildung und Keimwachstum durchgehend quantitativ 
darstellbar. Der erhöhte Zeitaufwand wird dabei dem hohen Informationsgehalt der Messergeb- 
nisse gerecht. 
Andere Polierverfahren, wie z. B. elektrolytisches Polieren, und andere Ätzverfahren sollen eine 
Verbesserung der Abbildung und der Auswertung erbringen. 
7 Literatur 
[1] R. Bode, G. Hartmann, K.-P. Imlau: Stahlfeinbleche für den Automobilbau, Verlag moderne 
Industrie, 2000 
[2] G. Lange, M. Pohl, Werkstoffprüfung: Schadensanalyse und Schadensvermeidung, Wiley- 
VCH, Auflage 1, 2002 
[3] D. Nicklas, Berichte aus dem Institut fiir Eisenhiittenkunde, Band 4, 2001 
[4] F.J. Humphreys, M. Hatherly, Recrystallisation and related annealing phenomena, Elsevier, 
Oxford, 2004 
[5] M. Masimov, Habilitationsschrift TU Bergakademie Freiberg, demnichst in 2009 
[6] Electron Backscatter Diffraction in Materails Science, ed. by A.L. Schwartz, M. Kumar, B.L. 
Adams, Kluwer Academic/Plenium Publisher, 2000 
[7] M.H. Alvi, S. Georg, H. Weiland, A. D. Rollet in 1st International Symposium of Metallurgi- 
cal Modelling of Aluminium alloys- ed. L. A. Lalli et. al. 2003. 183
	        
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