72 Prakt. Met. Sonderband 41 (2009)
entschlüsseln, auf welche der physikalischen Wechselwirkungen zwischen Licht und Materie die
Farben genau zurückzuführen sind.
2.3 PolScope (Abrio-Imaging System) im Durchlicht
Eine technische Erweiterung in der Polarisationsmikroskopie stellt das LC-PolScope dar. Diese
Methode ermöglicht eine Ermittlung der relativen Phasenverzögerung („Retardance‘“) sowie der
Polarisationsrichtung von doppelt brechenden Strukturen im Durchlicht. Dabei wird aus der
Überlagerung mehrerer Bilder einer hochempfindlichen Kamera und eines elektronisch gesteuerten
Flüssigkristall-Universal-Kompensators ein kiinstliches Polarisationsbild berechnet. Bei
Verwendung von zirkular polarisiertem Licht definierter Wellenlänge lassen sich aufgrund des von
R. Oldenbourg entwickelten Algorithmus (Oldenbourg and Mei 1995) für jedes Pixel des
elektronischen Bildes die Werte für Phasenverzögerung und Polarisations-Richtung quantifizieren
und in Form von Farbcodes und Vektoren darstellen. Die Untersuchung einer nativen Bild 7: Que
Zwiebelschale an einem Axio Observer (Zeiss) mit integriertem Abrio Imaging System (Abrio IMTM Oly
Imaging System, CRi, Woburn, MA, U.S.A.) lieferte erstaunlich kontrastreiche Bilder (Bild 5 und 6).
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Bild 5: Native Zwiebelschale, trocken. Bild 6: Vektor-Analyse der Probe von Bild 5
Relative Phasenverzogerung in [nm] Orientierung in [deg], vektorcodiert fiir jeden Bildpunkt
Zeiss-Axio-Observer, LC-PolScope (Abrio, CRi) Zeiss-Axio-Observer, LC-PolScope (Abrio. CRi)
Der Universal-Kompensator rastert die notwendige Anzahl von Schwingungsebenen ab, ohne dass
die Probe gedreht werden muss, so dass alle Kristalle in der Fokusebene gleichzeitig dargestellt
werden. Da Variationen im Brechungsindex sowie die Größe des abgebildeten Objektes eine große
Rolle spielen (Formdoppelbrechung), ist bei der Quantifizierung inhomogener Proben unbekannter
chemischer Zusammensetzung, Topographie und Textur Vorsicht geboten. ae la
2.4 Auflichtbetrachtung am metallographisch präparierten Schliff
Bild 9: EDX
Auf dem Gebiet der Biomineralisation stößt man häufiger auf Material, welches schon mehrere Präparatio
Alterungs- und Umwandlungsprozesse durchlaufen hat und somit einen härteren oder steiferen
Werkstoff ausbildet. So auch im vorliegenden Fall der Zwiebelschale. Auch die Einbetten:
Calciumoxalatkristalle konnten dem Schalengewebe Steifigkeit verleihen. Für die Klärung dieser Schleifen:
Frage benötigt man zusätzliche Informationen über die Struktur der Zwiebelschalen. Hier hat sich Polieren:
die Anfertigung eines „metallographischen“ Schliffes als die geeignete Methode erwiesen. Nur Kontrastier
anhand eines klassischen Querschliffes lassen sich genauere Aussagen über die exakte Position der
Kristalle und über den mehrschichtigen Schalenaufbau treffen.