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; sich Das starke Oberflächenrelief (Bild 4) ist auf das Oxidpolieren, welches auf einer sehr weichen Po-
lierunterlage erfolgt, zurückzuführen. Die quantitative Auswertung des Schliffes wird dadurch aber
nicht beeinträchtigt
Kaltarbeitsstahl (X155CrVMo12 1)
Die Mikrostruktur des Kaltarbeitsstahles besteht im Einsatz wie beim Kunstofformenstahl aus ange-
lassenem Martensit mit eingelagerten Karbiden, die hier aber nicht gleichmäßig verteilt sind, sondern
in Zeilen vorliegen [3].
Die Untersuchung des Reinheitsgrades erfolgte hier an Proben, die direkt nach Beendigung des
Walzprozesses entnommen wurden. Das Gefüge besteht aus Austenit, Martensitnadeln und zeilig
angeordneten Karbiden (Bild 6), wobei durch die hohe Vergrößerung der zeilige Charakter nicht
sehr stark in Erscheinung tritt. Die Härte der Matrix beträgt rund 450 HVO.05, die großflächigen
Karbide weisen 2000 HVO.05 auf. Um die mechanische Bearbeitung zu ermöglichen, muß der Stahl
vor der Auslieferung weichgeglüht werden, wobei die Härte auf 260 HV3 absinkt.
Bild 6: X155CrVMo12 1 , Lichtmikroskop, ge-
ätzt nach Vilella [4]
Durch den ersten Präparationsschritt, bei dem üblicherweise mit sehr großen Körnungen und An-
preßdrücken (> 0,25 MPa) ohne Wasserspülung gearbeitet wird, um einen möglichst hohen Abtrag
zu erzielen, werden die groben Karbide durch die tiefreichenden Verformungen zerstört. Diese
Bruchstücke werden dann bei den nachfolgenden Poliervorgängen, vor allem durch die niedrige Vis-
kosität der Poliermittel und die weichen Poliertücher, aus der Matrix gerissen. Die Schwierigkeiten
bei der betrieblichen Schliffherstellung und Beurteilung ergeben sich daher weniger durch Kratzer,
sondern vor allem durch ausgebrochene Karbide, die im Lichtmikroskop nicht von den Schlackenein-
schlüssen zu unterscheiden sind (Bild 7).
Die Präparationsmethode, die für den Kunststofformenstahl entwickelt wurde, konnte beim Kaltar-
beitsstahl nicht zur Anwendung kommen. Obwohl die Anpreßdrücke gegenüber der betrieblichen
Präparation bereits deutlich reduziert wurden, führten die Poliervorgänge zum Ausbrechen der Kar-
bide. Zur Schliffherstellung hat sich bei diesen Stählen das Schleifen mit Wasserspülung bis zu mög-
lichst kleinen Körnungen herab und ein nachfolgender Endpoliervorgang mit geringen Anpreßdrük-
ken und Korngrößen als zweckmäßig erwiesen (Tabelle 3).