Full text: Fortschritte in der Metallographie

Spannungsrisse enstehen an Defekten einer Beschichtung, die schon im spannungslosen Zustand Sc 
selektiv korrosionsanfällig ist. Sie steht nicht selten mit anderen Korrosionsformen, wie Lochfraß skı 
oder interkristalliner Korrosion in Zusammenhang. Unter kritischen Bedingungen dominiert die 
korrosionsinduzierte Spannungsrißausbreitung. Durch Korrosionsprozesse entstehen an der Bauteil- 9 
oberfläche zunächst Oberflächenanrisse, die als Rißkeime wirken. Im Defektgrund hinreichend spit- 
zer Ankerbungen bilden sich Primärrisse und eine Zone plastischer Verformung, in die der Riß Or 
hineinläuft. W 
Die Trennfestigkeit eines Werkstoffs hängt kK- 
wesentlich von der Stärke der Bindungen Elektrolyt Sp 
zwischen den einzelnen Atomen ab. Durch 
korrosive Agenzien werden die Bindungen Ra 
an der Rißspitze geschwächt sowie die Ve 
kritischen Korrosionspotentiale herabge- 
setzt. Im Bereich der Rißspitze entstehen Diffusion, Konvektion He 
durch Anionenadsorption aus dem Riß- „Fekerische Dberführung Ve 
elektrolyien Punktfehler, z.B Substitu- 
tionsteilchen oder Leerstellen, die die pla- Sci 
stische Zone vor der Rißspitze verspröden. De 
Die Bindungskraft zwischen den Atomen 
an der Spitze eines Korrosionsspannungs- W 
risses wird geschwächt. Unter Einwirken Di 
einer Zugspannung sinkt daher die Kraft, 
die zum Aufreißen der Bindungen erfor- Abb. 12: Rißausbreitung durch anodische Metallauf- 
derlich ist. lösung und Wasserstoffversprödung 
Im Verlauf der Korrosion bildet sich zwischen der Oberfläche und dem aktiven Rißboden ein Lo- 
kalelement. Die Lokalanode an der Rißspitze ist sehr klein. Dort geht das Metall bei hoher anodi- 
scher Stromdichte in Lösung. Zugleich werden die Rißflanken durch Milieuänderung im oberen 
Rißteil infolge diffusiven und konvektiven Stoffaustauschs repassiviert. Mit steigender Rißtiefe 
nimmt der ohmsche Widerstand zwischen dem aktiven Rißgrund und der Passivschicht an der 
Werkstoffoberfläche zu. Die Geschwindigkeit der Rißausbreitung ist verstärkt an die Passivierung 
der Rißflanken gekoppelt. Stellt sich am Rißgrund ein Potential im Aktiv/passiv-Bereich der 
Stromdichte-Potentialkurve ein, ist auch dieser Bereich zeitweise passiviert. Hohe lokale Konzen- 
trationen aggressiver Anionen, wie Chlorid und Sulfat, können hingegen neue Rißkeime erzeugen. 
Die Rißausbreitung verläuft daher alternierend. Durch Ausscheiden von Korrosionsprodukten im 
Riß wird die Korrosionsgeschwindigkeit durch Spaltkorrosion erhöht. Durch elektrochemische Me- 
tallauflösung steigt die Ionenkonzentration an der Rißspitze, der pH-Wert sinkt, ein Säurekorro- 
sionsangriff auf das Metall folgt und Wasserstoff wird freigesetzt. Die Absorptionsgeschwindigkeit 
von atomarem Wasserstoff ins Metall wird erhöht. Der absorbierte Wasserstoff eilt durch Diffusion 
entlang von Korngrenzen oder durch Volumendiffusion der Rißspitze voraus und wirkt lokal ver- 
sprödend. 
Spannungskorrosionsrisse werden sowohl in der Schicht, als auch im Grundwerkstoff beobachtet. 
Genormte Testverfahren finden sich in DIN 50 922. Es werden je nach mechanischer Belastungsart 
Meßmethoden mit zeitlich konstanter Last (CLT-Test), konstanter Dehnung (CERT-Test) und mit 
niedriger Dehngeschwindigkeit unterschieden. Kritische Versuchsmedien für Prüfungen auf SpRK 
sind siedende Magnesiumchloridlösungen für nichtrostende austenitische CrNi-Stähle, siedende 
Calziumnitratlösungen für un- und niedriglegierte Stähle, 12%ige Ammoniak-Lösung für Kupfer- 
legierungen und wässrige Chloride für Aluminiumlegierungen. Es empfiehlt sich, sowohl die 
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