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Geschichte des Luftverkehrs und die Werkstofftechnik
G.A. Nagel (Dr.-Ing., ehem. Hauptabteilungsleiter der Deutschen Lufthansa AG.)
Einleitung
Sie haben einen Platz als Tagungsort gewählt an dem der Hafen und die Schiffahrt von alters her eine
große Rolle gespielt haben (HANSE).
Seit 1953 jedoch gibt es in Hamburg eine Flugzeugindustrie, die Hamburg nach Seattle im Staate
Washington (Fa. Boeing) weltweit auf dem Sektor der zivilen Luftfahrt den zweiten Platz zuordnet
Auf dem Gebiet der Zivilluftfahrt gibt es in unserer Stadt zwei Schwerpunkte, einmal die Produktion
von Flugzeugen und Flugzeugteilen bei der DASA in Hamburg-Finkenwerder, zum zweiten die
Überholungswerkstätten der Deutschen Lufthansa in Hamburg-Fuhlsbüttel.
Einige von Ihnen haben sich davon bereits heute Vormittag überzeugt.
1. Die Pioniere der Luftfahrt
Den Traum des Menschen vom Fliegen findet man in der Fabel von Daedalus und Ikarus, er setzte
sich realistisch fort bei Ballonfahrern, Luftschifffahrern und den mit Klappenstellungen,
Anstellwinkeln und Triebwerksvorschüben jonglierenden Jetpiloten.
In der Literatur wird berichtet von einem Heißluftballon der Gebrüder Montgolfiere, der mit
Strohfeuer erwärmt wurde und von der ersten Ballonüberquerung des Ärmelkanals durch den
Franzosen Jean-Piere Blanchard mit dem amerikanischen Arzt Dr. Jeffries 1785 von Dover nach
Calais. Weiterhin werden erwähnt die Ballonfahrten Blancharts 1788 über Berlin und 1791 in der
Umgebung von Wien.
Parallel mit den Ballonfahrten erfolgte in der technischen Entwicklung der Bau von Luftschiffen. In
den Patentschriften des Grafen Zeppelin war die Verwendung des 1827 entdeckten, federleichten,
aber sündhaft teuren Aluminiums als Traggerüst des Ballonkörpers erwähnt. Der Erstflug des LZ 1
fand im Jahre 1900 am Bodensee mit einem 15 PS Motor statt. 1937 explodierte in Lakehurst/USA
ein Zeppelin beim Andocken und damit war die Luftschiffzeit erst einmal am Ende.
Die ersten Skizzen, die als Grundlage für "schwerer als Luft Flugmaschine" dienen sollten, fertigte
der Künstler, Ingenieur und Maler Leonardo da Vinci an. Nach seinem Tode 1519 hinterließ er
diverse Unterlagen, Protokolle und Versuchsbeschreibungen, die das Fliegen betrafen.
Der Berliner Maschinenbauer und Ingenieur Otto Lilienthal unternahm mehr als 2000 Gleit-Schreit
und Flugversuche, ehe er im Jahre 1893 in Berlin-Lichterfelde mit einem Fluggerät 100m weit und
300m hoch flog. 1896 stürzte Otto Lilienthal ab und verunglückte tödlich durch eine Windböe. Die
Gebrüder Lilienthal kann man als Begründer der Aerodynamik bezeichnen. Ihr Wissen ist zum
Leitmotiv für alle jene Männer geworden, die sich in Apparaten aus Seilen, Bast, Weidenruten und
ein bißchen Leinwand und Leim in die Luft wagten.
Der erste Motorflug in der Geschichte fand statt 1901 in Bridgeport/Connecticut durch den
Deutschen Gustav Weißkopf aus dem mittelfränkischen Städtchen Leutershausen bei Ansbach.
Der erste gelenkte Motorflug in der Geschichte gelang den Gebrüdern Wright aus Dayton/Ohio im
Jahre 1903. Der Antrieb bestand aus einem 12 PS-Wright-4 Zylinder-Benzin Motor, Wasser gekühlt
Ein herabhängender Sandsack diente zur Regulierung des Schwerpunktes.
Im bisherigen Kapitel stand der individuelle Pioniergeist im Mittelpunkt des Geschehens. Ein Name
ist noch besonders hervorzuheben; es ist der deutsche Flugpionier und Ingenieur Hans Grade aus
Magdeburg. Er sagte: "Ich bin von jeher ein Apostel der Einfachheit gewesen. Einfach zu