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stellt sich dabei die größte irreversible Änderung der Probenlänge ein. Während der Aufheizphase z
kommt es im ferritisch-austenitischen Gefüge zu elastischen und plastischen Verformungen, deren P:
Entstehung auf die unterschiedlichen Wärmeausdehnungskoeffizienten der Phasen zurückgeführt de
werden kann. Bedingt durch die höhere Festigkeit des Ferrits im Temperaturbereich unterhalb von de
ca. 600°C wird der Austenit mit dem höheren Wärmeausdehnungskoeffizienten zu Beginn der Auf- pi
heizphase an seiner Verformung behindert. Dabei werden mit steigender Temperatur die anfängli- D:
chen Druckeigenspannungen im Ferrit abgebaut /5/. Umgekehrt dazu werden im gleichen Tempera- W
turbereich die Zugeigenspannungen im Austenit reduziert (Abb. 13). Da austenitische Stähle eine de
niedrigere Stapelfehlerenergie als ferritische besitzen, liegt die Warmfestigkeit des Austenits ab ei- he
ner Temperatur von ca. 600°C höher als die des Ferrits. Der austenitische Anteil des Gefüges kann m
nun den ferritischen Anteil verformen. Im Ferrit bauen sich so mit weiter ansteigender Temperatur si
Zugeigenspannungen auf. Die austenitischen Gefügebestandteile geraten im gleichen Temperaturbe-
reich unter Druckspannung. Dabei wird die mit steigender Temperatur abnehmende Fließspannung
der Phase erreicht, es kommt zu Relaxationsvorgängen und damit zu einer Bewegung von Verset-
zungen. In Abb. 14 ist das elastische Verformungsverhalten der ferritischen und austenitischen Pha-
se für einen einzelnen Thermozyklus ohne plastischen Anteil schematisch dargestellt. Die Auswir-
kung der Längenänderung infolge der thermischen Zyklierung kann durch die transmissionselektro-
nenmikroskopischen Aufnahmen der Versetzungsanhäufungen nachgewiesen werden (Abb. 5+ 6).
Da auch das Gefüge des Ausgangsmaterials nicht frei von Versetzungen ist, kann nur eine qualitati-
ve Aussage über den Versetzungszuwachs durch die Temperaturwechselbeanspruchung gemacht
werden.
300 ‘1 = —— han?
250 ee
00 „‚Ferri
150
f 100
50
0
-50 7
; -100
DB -150
-200
-250 ; a
00H HHHHHHHHHH
U 200 400 600 800 1000 1200 8
Temperatur [°C] B
nn te
Abb. 13: Eigenspannungsverlauf der ferritischen und austenitischen =
Phase eines Duplex-Stahls für einen einzelnen Thermozyklus e
(schematisch) N
nm
Nachdem die austenitischen Anteile in der Aufheizphase den Ferrit mit einer Zugspannung beauf- =
schlagen und plastisch dehnen, gerät er im Abkühlungsprozeß wieder unter Druckspannung. Für d
den Temperaturbereich oberhalb von ca. 600°C kommt es bei der Abkühlung zu einer nahezu unge- S
hinderten Volumenkontraktion des Austenits. Der austenitische Phasenanteil mit der bei dieser 5
Temperatur höheren Warmfestigkeit verursacht eine Kompression des Ferrits. Ab einer Temperatur A
unterhalb von ca. 600°C steigt die Festigkeit des Ferrits im Vergleich zum Austenit wieder an. Im N
Ferrit kommt es zu Druckeigenspannungen und im Austenit zu Zugeigenspannungen. In diesem i
Temperaturbereich wird die Volumenkontraktion des Austenits durch den Ferrit gehemmt. Es stellt
sich ein Gleichgewichtszustand zwischen Zug- und Druckspannungen ein. Da der Ferrit zu diesem