Prakt. Met. Sonderband 30 (1999) 301
Charakterisierung dünner Ferromagneten mit Hilfe der Barkhausenrausch-Mikroskopie
Iris Altpeter, Jochen Hoffmann; Institut zerstörungsfreie Prüfverfahren IZFP, Saarbrücken
Hubert Grimm; IBM Mainz
Wolfgang Nichtl-Pecher; Exabyte Magnetics GmbH, Nürnberg
Einführung
Ferromagnetische Werkstoffe besitzen für die Aufzeichnung von Daten eine herausragende
Bedeutung und kommen in Form dünner Schichten in Datenträgern oder Schreib-Leseköpfen zum
Einsatz. Die erforderliche hohe Speicherdichte kann nur erreicht werden, wenn die Schichtsysteme
sich durch Homogenität in den magnetischen Eigenschaften sowie geringen Eigenspannungen
auszeichnen. Unerwünschte Phasenumwandlungen oder eine unzureichende Dehnanpassung an das
Substrat führen zu Eigenspannungen. Durch Einstellung geeigneter Prozeßbedingungen können
diese Eigenschaften optimiert werden.
Die Barkhausenrauschmikroskopie bietet die Möglichkeit, mit hoher Ortsauflösung dünne
Schichten bezüglich Schichtaufbau und Schichtdicke, sowie Eigenspannungszustand und Wärmebe-
handlungszustand zu charakterisieren. Anhand von Sendust-Schichten sowie Schichtsystemen für
MR-Sensoren wird die Leistungsfähigkeit der Barkhausenrausch-Mikroskopie dokumentiert.
Meßmethode
Beim magnetischen Barkhausenrauschen handelt es sich um die beim Durchsteuern der
Hysteresekurve eines ferromagnetischen Probenmaterials in einem magnetinduktiven Aufnehmer
(Tonbandkopf, Luftspule) induzierten elektrischen Spannungsimpulse (Induktionsgesetz).
Besonders rauschaktiv sind die Hystereseabschnitte in der Umgebung der Koerzitivfeldstiarke H.
Als PriifgroBBen werden das Maximum des Barkhausenrauschens Mx sowie die aus dem
magnetischen Barkhausenrauschen abgeleitete Koerzitivfeldstidrke H,, (H-Feldlage der maximalen
Rauschamplitude) genutzt (1) (Bild 1a). Der EinfluB von Zug-/Drucklastspannungen auf die
Barkhausen-Rauschamplitude ist auf Teilordnungsprozesse der magnetischen Struktur
zurückzuführen (Bild 1b). Mit zunehmender mechanischer Härte erhöht sich zumeist die
Koerzitivfeldstärke (magnetische Härte). Für eine quantitative zerstörungsfreie Härte- und
Eigenspannungsmessung ist eine Kalibrierung der magnetischen Prüfgrößen mit Hilfe der
mechanisch ermittelten Härtewerte bzw. der röntgenographisch bestimmten Eigenspannungswerte
am Bauteil durchzuführen (1).
M [V1 I I]
JJ
Zuglastspannunn
Drucklastspannung
H H [A/cm] - H [A/cm]
CM
Bild 1: Die Barkhausenrauschprofilkurve a) Prüfgrößen b) Lastspannungsabhängigkeit
VAN
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