Full text: Fortschritte in der Metallographie

Prakt. Met. Sonderband 30 (1999) 3 
Metallographie: Metallkundliches Untersuchungsverfahren oder die Wissenschaft von der 
Beschreibung der Metalle? 
Hans Eckart Exner 
FB Materialwissenschaft, FG Physikalische Metallkunde, Technische Universität Darmstadt 
Kurzfassung 
Aus persönlicher Sicht wird die Frage nach der Bedeutung und dem Umfang der Metallographie 
diskutiert. Die Entwicklung des Begriffs, die Erweiterung der mikroskopischen Untersuchungs- 
verfahren und einige für die zukünftige Stellung der Metallographie wichtig erscheinende Aspekte 
werden besprochen. Neuere Arbeitsgebiete sind z.B. die virtuelle und die dynamische Metallo- 
graphie, intertressante Arbeitsweisen sind die ästethischen, kriminalistischen und theoretischen 
Komponenten. 
Einleitung 
Der Begriff Metallographie hat als Forschungs- und Lehrgebiet einen stärkeren Bedeutungswandel 
mitgemacht als andere von der etymologischen Wortbildung her vergleichbare Begriffe wie z.B. die 
Geographie (immer noch bedeutungsgleich mit Erdkunde). Im Wortsinn „Beschreibung der 
Metalle" (entsprechend zu Geographie oder Biographie) könnten unter Metallographie große Teile 
der Metallkunde, Metallphysik und Metallchemie verstanden werden. Es gab wohl nur zwei Wege, 
die notwendigen Abgrenzungen dieser Fachgebiete vorzunehmen: Entweder konnte man Metallo- 
graphie als Überbegriff beibehalten oder man konnte eine starke Einschränkung vornehmen. In 
dieser zweiten Richtung verlief die Entwicklung weltweit, metallographische Institute wurden 
ebenso umbenannt wie metallographische Zeitschriften. Am konsequentesten wurde dieser Weg im 
deutschen Sprachraum beschritten: Hier hat sich eine relativ enge Auslegung durchgesetzt, die 1970 
von Hornbogen und Petzow [1] in eine klaren Definition (Metallographie: optisches Unter- 
suchungsverfahren mit dem Gefüge als Untersuchungsgegenstand) gefaßt wurde. 
Nach C. S. Smith [2,3] war schon die erste Einführung des Begriffs nicht sehr glücklich. Er schreibt 
in einem seiner Aufsätze: "Studies of metallography, as this branch of physical metallurgy became 
misleadingly called.....". Dabei bezieht er sich auf die ursprüngliche wörtliche Bedeutung 
»Metallschrift” (oder Metalldruck, entsprechend dem Steindruck, der Lithographie). Andererseits 
weist er aber auch darauf hin, daB die Entwicklung der Festkorperphysik durch die Errungen- 
schaften der Metallographie entscheidend beeinfluft worden ist ("metallography - a prelude to solid- 
state physics‘). Fraglos ist aus der Metallographie die Metallkunde hervorgegangen, und in der nicht 
direkt fachbezogenen Literatur werden diese Begriffe auch heute noch manchmal gleichgesetzt 
(siehe z. B. Der Brockhaus 1995: „Metallographie - soviel wie Metallkunde, im engeren Sinn 
dasjenige ihrer Arbeitsgebiete, das sich mit dem Gefügeaufbau beschäftigt‘). Auch im englischen 
Sprachraum wird der Metallographie eine umfassende Bedeutung zugeschrieben (siehe z. B. Terms 
and Definitions in ASM Handbook, 1995, Vol. 9, die sinngemäß etwa lautet: „„ Metallographie ist 
die Wissenschaft, welche sich mit der Konstitution und der Struktur von Metallen und Legierungen 
beschäftigt, soweit diese mit dem freien Auge oder mit Geräten wie Lupen, Licht- und 
Elektronenmikroskopen oder Beugungs- und Röngenverfahren sichtbar gemacht werden können.“‘).
	        
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