358 Prakt. Met. Sonderband 30 (1999)
In Bild 9 sind einige Zugversuche bis zum Bruch bzw. pseudoelastische Zyklen dargestellt. Es zeigt
sich, daß eine Martensitverformung mit anschließender Anlaßbehandlung - im Vergleich zum „nur“
betatisierten Zustand - sehr gute Eigenschaftsverbesserungen zur Folge haben kann. Die konventio-
nelle Streckgrenze steigt deutlich an. Die irreversiblen Restdehnungen nach Entlastung von 3 %
Dehnung sind fast nicht mehr vorhanden, weiterhin führt die thermomechanische Behandlung zu
einer Anhebung des Rückumwandlungsplateaus, gleichzeitig wird dessen Steigung verringert.
Durch kurze Glühzeiten von 6 Minuten wird eine weitere Verbesserung erzielt. Diese Eigenschaften
werden durch eine sehr feine Mikrostruktur (su, = 80 nm) bereitgestellt.
Vermutlich sind sehr kleine Teilchen ausgeschieden, da die vorhergegangene Verformung durch
Herabsetzen der Keimbildungsenergie eine Ausscheidung zu kiirzeren Zeiten verschiebt. Kleine
Ausscheidungen vom Typ NisTi; sind kohérent zum Austenit [4]. Möglicherweise können elasti-
sche Spannungsfelder, die durch den Misfit hervorgerufen werden, die spannungsinduzierte Riick-
umwandlung fördern.
4 Zusammenfassung
Das Verformungsverhalten des Martensits ist sehr komplex. Vor der Gleitung orientiert sich der
Martensit und entzwillingt. Bei hohen Verformungen treten komplizierte intra- und intermartensi-
tische Schermechanismen auf.
Es bestehen drei mögliche Wege der Rückumwandlung aus dem Martensit:
1. Ein unverformter, aus fehlerfreiem Austenit entstandener Martensit wandelt reversibel und dif-
fusionslos um (Formgedéchtnis).
2. Ein stark verformter Martensit (50,7 at% Ni, ¢ = 0,41) kann diffusionslos in den Austenit riick-
umwandeln. Da hierbei die Defekte an das neue Gitter angepaßt werden, die Verteilung jedoch
erhalten bleibt, entsteht ein verfestigter Austenit (Martensitgeister).
3. Ein stark verformter Martensit (50,2 at% Ni, @ = 1,1) kann nicht mehr diffusionslos zurück-
scheren. Erst diffusionsgesteuert (T > 300 °C) wird ein neues austenitisches Gefüge erzeugt.
Hierdurch kann ein feines Gefüge eingestellt werden, welches für die Anwendung als Formge-
dächtniselement optimale Eigenschaftskombinationen besitzt.
Danksagung
Der DFG gilt besonderen Dank für die finanzielle Unterstützung durch das Projekt Ho 325/33-2.
Literatur
[1] Hornbogen, E.: Metall 41 (1987), 488-493
[2] Treppmann, D.: VDI Fortschrittsberichte, Reihe 5, Nr. 462, VDI Verlag, Düsseldorf 1993
[3] Kubla, G., Hornbogen, E.: in: Journal de Physique IV, C2 (1994), 305
[4] Honma, T.: in: Tamura, J., Proc. ICOMAT 86 , Japan Institute of Metals, 1987, 717