Prakt. Met. Sonderband 30 (1999) 5
i etwa 25 Jahre später auf die Prüfung bei R. Mitsche, meinem ersten akademischen Vorbild,
vorbereitet.) Im Vorwort findet sich eine auch noch heute geltende Feststellung: „Die erfolgreiche
Anwendung metallographischer Arbeitsmethoden setzt in gleicher Weise Verbundenheit mit den
wi praktischen Arbeitsverfahren wie die Beherrschung der theoretischen Grundlagen voraus". Nach der
iy Wor Aufteilung des Buches zu schließen bestanden diese Grundlagen offensichtlich vor allem in den
Misch Zustandsschaubildern metallischer Legierungen: In über zwei Dritteln (nämlich etwa 150 Seiten)
“nly des Buches beschaftigen sich die Autoren hiermit, mit je zehn Seiten kommen sie fiir die
Gee Darstellung der praparativen Techniken und der optischen Verfahren aus. Interessanterweise sind
fein auch die mikrochemischen Arbeitsverfahren, zu dieser Zeit im wesentlichen die mikroskopischen
od Beobachtungen von Reaktionen auf metallographischen Schliffflichen, beschrieben, und auch die
den Kristallstrukturen und die Entstehung von Gefügen werden kurz behandelt. Die Konstitution
<a metallischer Systeme hat sich ebenso wie andere Teilgebiete der ,,angewandten Metallographie"
längst zu einem eigenständigen Gebiet der Metallkunde weiterentwickelt. Das war in den späten
8 50er Jahren (in denen ich vom damaligen Assistenten und jetzigen Nachfolger Mitsches, nämlich
| E Franz Jeglitsch, in das metallographische Arbeiten eingeführt wurde) noch nicht so klar wie heute.
aphischer
skoptypen
te ds Mit der enormen Erweiterung der Arbeitsmethoden und dem immer größer werdenden Wissen über
Aspekte die Grundlagen ging die von Mitsche geforderte umfassende Vertrautheit mit den praktischen und
{ cinigen theoretischen Grundlagen der Metallographie zum Teil verloren. Gleichzeitig riickte das Gefiige der
mit dem Metalle als zentraler Gegenstand metallographischer Forschungsarbeiten in den Vordergrund.
ngeordnet Besonders eindringlich hat diese Entwicklung Cyril Stanley Smith in Beiträgen, die im Buch "A
Search for Structure" [2] zusammengestellt sind, dargestellt. Hervorzuheben ist auch ein weiterer
Beitrag dieses Autors mit dem Titel "Some Elementary Principles of Polycrystalline
Microstructures" [12], der 1964 in der Zeitschrift "Metallurgical Reviews" erschienen ist. (Dieses
Jahr ist fiir mich von groBer Bedeutung, weil ich meine Ausbildung abgeschlossen hatte, die mich
von einer Hochburg der Metallographie zur nächsten führte, nämlich nach Stockholm, wo das
iert (siehe Lernen bei H. Fischmeister, M. Hillert und dem Wissenschaftlerehepaar S. und H. Modin eine
meold 2 besondere Erfahrung war.) Aus der Einleitung zu diesem Aufsatz [12] zitiere ich hier in freier
opt. Wenn Übersetzung: „Es gibt nichts, was der Mensch erfassen kann, das grundlegender ist als die Struktur,
, gemacht außer vielleicht die dahinter stehenden mathematischen und ästhetischen Prinzipien. Es ist die
offizielle Struktur, die in einem biologischen oder anorganischen Stoff erhalten bleibt, auch wenn sich die
rraphische Atomsorten ändern. Die Struktur ist die entscheidende Eigenschaft eines vorhandenen Körpers, die
«des 16, das Hinzufügen von Materie aus der Umgebung möglich macht und so Wachstum bewirkt." Hier
n weiteres wie bei anderen Übersetzungen englischer und anderer fremdsprachiger Texte ins Deutsche könnte
ht wurden für „Struktur" das Wort „Gefüge" treten.
gabe einer
Detail. Die
Jie beim Im Zusammenhang mit metallographischen Untersuchungen mußte auch der Begriff Gefüge
retell. WO zweckmäßig eingeschränkt werden. Auch hierfür haben Hornbogen und Petzow [1] eine prägnante
melze, WO Definition angegeben. Spätere Arbeiten (z.B. [6, 8, 13 bis 24]) übernehmen diese oder erweitern sie
eine feine etwas, widersprechen ihr aber in keinem Fall explizit. Es besteht kein Zweifel, daß genaue, eng
erie - und gefaßte Definitionen der schnellen Entwicklung eines Gebiets förderlich sind, weil sie dazu
beitragen, dasß sich die Beteiligten zu einer fachlich geschlossenen Einheit zusammenschließen.
Das war auch bei der Metallographie so. Meine jüngsten Erfahrungen weisen aber darauf hin, daß
eine Begrenzung der Arbeit des Metallographen auf die praktischen Komponenten -
aphie mit Schliffpräparation und mikroskopische Untersuchung - auch die Stellung der Metallographie
etallkunde langfristig eingrenzen und damit die zukünftigen Entwicklungen in eine ungünstige Richtung
«1939 in steuern könnte. Einige neue Perspektiven ergeben sich, wenn wir die Aufgabenstellungen für
"en mich metallographische Untersuchungen und die in schneller Folge entwickelten Mikroskope, welche