Full text: Fortschritte in der Metallographie

372 Prakt. Met. Sonderband 30 (1999) 
an den Doménengrenzen des Martensits als auch in den Martensitnadeln selber (Bild 6). 
Bild 6: (a) LM - Aufnahme nach Martensitverformung hei —196°C'. Verformung: ¢ = 0,05. 
Ausrichtung der Martensitnadeln durch die Verformung. Auch bei anschließendem Aufheizen 
auf Raumtemperatur erfolgt keine Rückumwandlung in Austenit (Defektstabilisierung). (b) 
TEM - Aufnahme nach MF um % = 0,2. Versetzungen stabilisieren den Martensit. 
Die Rückumwandlungstemperatur dieses defekten Martensits in den Austenit wird bereits nach 
geringer Martensitverformung laut Bild 5 (rechts) deutlich angehoben. Die Temperatur der 
durch DSC - Versuche festgestellten Entmischung des defekten Martensits in x - Messing und 
neugebildeten Austenit 3 ist im gleichen Diagramm angegeben. Diese Temperatur sinkt ab. 
Grund: Mit zunehmender Vorverformung nimmt die Versetzungsdichte zu. Hierdurch kommt es 
zu verbesserten Keimbildungsbedingungen für diesen Prozeß. Oberhalb einer MF von v = 0,2 
sind die Temperaturen für Austenitbildung aus defektem Martensit und Entmischung gleich 
hoch. Der Martensit kann nicht mehr diffusionslos in den Austenit und zurück umwandeln. Als 
Folge starker MF ergibt sich „toter Martensit“ 
6. Martensittempern 
Wird der durch Martensitverformung gebildete „tote Martensit” fiir 1h bei verschiedenen Tem- 
peraturen angelassen, so folgen die mit zunehmender Anlasstemperatur in den TEM Aufnahmen 
Bild 7 festgehaltenen Vorginge: Bei 200°C’ kommt es zur Diffusion von Zinkatomen und folglich 
zur Bildung von zinkreichen + - Ausscheidungen an Defekten (Versetzungen, Stapelfehlern) des 
Martensits nach MF (7 (a)). Wird die Anlasstemperatur auf 300°C’ erhoht. so dient das im 
ersten Schritt gebildete v als Keimstelle zur Bildung von neuem Austenit 3 laut Bild 7 (b). 
Das zuvor gebildete y - Messing liegt im neu gebildeten Austenit. Bei höherer Temperatur 
(400°C, Bild 7 (c)) bildet sich deutlich sichtbar kfz x - Messing aus dem zuvor orthorombi- 
schen zinkreicheren defekten Martensit. Der umliegende Austenit enthält Versetzungen. Erst 
bei hoherer Temperatur (ca. 520°C’) kommt es zur Rekristallisation welcher der By Ordnungs- 
A, Unordnungsiibergang iiberlagert ist. Als Folge einer Martensitalterung bei 625°C ergibt 
sich das Gefiige laut LM - Bild 8 (a). In den in Folge der Rekristallisation neu gebildeten 
Austenitkornern liegen nadelartige Ausscheidungen von kupferreichem «. Wird bei gleicher 
Temperatur die Auslagerungszeit auf 10h erhöht, so bildet sich aus den « - Nadeln globulares 
a (Bild 8 (bY). Treibende Kraft fiir diesen Vorgang ist die Minimierung der Grenzfläche zwi-
	        
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