532 Prakt. Met. Sonderband 30 (1999)
Durch den Rückstoß des ablatierten Materials und des mit hoher Geschwindigkeit abströmenden
Plasmas wird ein Druckstoß von bis zu einigen Gigapascal auf die Materialoberfläche übertragen,
welcher zur Ausbildung bleibender Gefügeänderungen im Werkstoff führen kann. Bei der Laser-
schockbehandlung wird zwischen zwei verschiedenen Arbeitsregimes - der direkten und der
eingeschlossenen Ablation - unterschieden (5). Im Bearbeitungsregime der direkten Ablation, bei
dem das laserinduzierte Plasma direkt auf der Probenoberfliche geziindet wird (Bild la), benötigt
man sehr hohe Leistungsdichten, um ausreichend hohe Druckstöße zu erzeugen. Außerdem kommt
es bei direkter Einkopplung der Laserstrahlung in das zu bearbeitende Material infolge der
thermischen Werkstückbelastung mit anschließender Abkühlung zur Entstehung von unerwünschten
Zugeigenspannungen an der Probenoberfläche. Diese Probleme können im Bearbeitungsregime der
eingeschlossenen Ablation vermieden werden. Dabei wird die Probenobfläche mit einem Schicht-
system aus transparenter Deckschicht und absorbierender Schutzschicht bedeckt (Bild 1b). Dies
führt einerseits zu einer Behinderung der Plasmaausbreitung und damit zu einer beträchtlichen
Verstärkung des laserinduzierten Druckstoßes. Andererseits ermöglicht die Verwendung von
geeigneten Absorberschichten, z. B. schwarzer Farbe, eine beträchtliche Reduzierung der
thermischen Werkstückbelastung.
Experimentelles Vorgehen
Die Laserbearbeitungsexperimente wurden an reinen einkristallinen Molybdänproben (Stab-
orientierung [001]) sowie an reinen grobkristallinen Eisenproben (Korngröße 100 um bis 500 um)
durchgeführt. Aus ca. 100 mm langen zylinderförmigen Stäben (Durchmesser ca. 6 mm) wurden
durch Trennen und Schleifen etwa 2 mm dicke Proben gewonnen. Vor der Laserbehandlung wurde
die präparationsbedingte Verformungsschicht durch elektrolytisches Polieren von der Proben-
oberfläche abgetragen, damit laserinduzierte Verformungs- und Gleiterscheinungen bereits durch
Untersuchung der Probenoberfläche erkannt werden können.
Die Laserschockbehandlung erfolgte am Applikations- und Technikzentrum für Energieverfahrens-,
Umwelt-, und Strömungstechnik (ATZ-EVUS) in Vilseck mit einem Excimer-Lasersystem in
Oszillator-Verstärker-Anordnung. Dieses Lasersystem wurde im Hinblick auf die Qualifizierung der
Kurzpulslaserbehandlung für den industriellen Einsatz entwickelt (3, 6). Zur Realisierung der
Bedingungen der eingeschlossenen Ablation wurden die Proben mit handelsüblichem Klebeband als
absorbierender Schutzschicht und mit einer etwa Imm dicken Wasserschicht als transparenter
Deckschicht bedeckt. Durch Abbildung einer kreisförmigen Blende auf die Probenoberfliche wurde
ein Gebiet von ca. 2 mm” mit jeweils zehn Laserpulsen belichtet. Die Auswahl der Laserparameter
(Tabelle 1) für die Schockbehandlung wurde aufgrund von Vorexperimenten (4) und den bereits am
ATZ-EVUS vorliegenden Erfahrungen zum Laserschockhärten von Titan und Stahl getroffen.
Pulsdauer | Pulsenergie Fokusdurchmesser | Fluenz T Intensität | Pulszahl
TH | 0 d« F ! .
4sms | 155) 17mm | 68 J/em? | 1,5+10° W/em? | 10
Tabelle 1: Laserparameter der Schockbehandlung