Full text: Fortschritte in der Metallographie

das rechte Korn D. Jedoch ist bei dieser, ohne Ultraschallschwingung erzeugten Spur keine Gitter- 
drehung erfolgt. Bild 3b zeigt das Messergebnis zusammen mit typischen Werten für die Gitterdre- 
hung der Randzone von Spur 1, 5 und 6. Bei den Spuren 1 und 5, die mit Ultraschallschwingung ge- 
fertigt wurden, ist die Gitterdrehung stetig und reicht sehr viel tiefer. Offensichtlich unterstützt die 
Ultraschallschwingung eine Gitterdrehung zu günstiger orientierten, d.h. leichter zu aktivierenden 
Gleitsystemen. 
Dies kann durch die Untersuchungen an den Planflächen bestätigt werden. Bild 4 zeigt die Stufe B 
im SF-Kontrast. Im Werkstoff sind an der Spanwurzel Deformationen anhand der Missorientierun- 
gen zu erkennen. Der zertrümmerte Bereich ist relativ schmal. Am Wechsel der Grauwerte von dun- 
kel nach hell zur Oberfläche hin ist zu sehen, dass in den Körnern E und insbesondere F eine Gitter- 
drehung zu größeren Schmidfaktoren stattgefunden hat. Dabei ist an Korn F erkennbar, dass sowohl 
in horizontaler Druckrichtung (Bild 4a), als auch in vertikaler, spanabhebender Scherrichtung (Bild 
4b) die Gitterdrehung zu leichter aktivierbaren Gleitsystemen führte. 
Demgegenüber reicht der zertrümmerte Bereich an der Stufe A sehr viel weiter und unter einem fla- 
cheren Winkel in den Werkstoff hinein (Bild 5). Kleinere Missorientierungen schließen sich daran 
an. Vor der Kante sind Zwillinge zu erkennen, die eventuell durch die Verformung erzeugt wurden. 
Eine Gitterdrehung konnte beim Korn G, das bereits einen hohen Schmidfaktor von 0.49 für die 
entsprechende Belastungsrichtung besitzt, nicht nachgewiesen werden. 
30 um 
— LL ee tm 
Bild 5: IPF-Darstellung von Stufe A, die ohne Ultraschallschwingung erzeugt wurde. Deutlich ist eine 
relativ große, 40 um weit reichende, teilweise zertrümmerte Schädigungszone zu erkennen. 
Zusammenfassung 
Die Untersuchungen zeigten, dass sich mit EBSD Verformungen, die durch Mikrohobeln hervorge- 
rufen wurden, sehr detailliert untersuchen lassen. Es wurde festgestellt, dass die Verformungtiefe 
von der Orientierung der Körner in Bezug zur Belastungsrichtung abhängt. In Körnern mit leichter 
zu aktivierenden Gleitsystemen ist die nachweisbare Verformungstiefe größer. Beim Mikrohobeln 
mit Ultraschallschwingung drehen sich Körner mit schwer zu aktivierenden Gleitsystemen und wer- 
den dadurch leichter verformbar. Dies erklärt die geringere, aufzuwendende Kraft bei der Bearbei- 
tung (3). Beim Bearbeiten des Werkstoffs ohne Ultraschall ist die zertrümmerte Zone größer, das 
Material wird, bildlich gesprochen, eher zusammengeschoben als zu einem Span gedreht. 
Literatur 
(1) G. Kiessler, L. Gessner, G. Elssner, Sonderband Prakt. Metallogr. 9, Dr. Riederer Verlag, Stutt- 
gart (1978) 9. 
(2) B. Bousfield, Prakt. Metallogr. 34 (1997) 2. 
(3) E. Brinksmeier, J. Schmütz, Proc. 1* Intern. Euspen Conf., Vol. 1, Bremen (1999) 442. 
(4) B.L. Adams, S.I. Wright, K. Kunze, Metall. Trans. Vol 24A, (1993) 819. 
(5) F.J. Humphreys, J. of Microscopy, 195, (1999) 170. 
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