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Od ist die Ko Die Tiefe des rekristallisierten Bereiches hiingt von der Gliihdauer ab (Bild 4). Fiir Glithungen bei
800°C ist der Werkstoff bereits nach einer Glithdauer von 10 min bis in eine Tiefe von etwa 1200
um rekristallisiert. Eine Verlängerung der Glühdauer führt zu einer Vergrößerung des rekristalli-
sierten Bereiches bis zu einer Tiefe von 1620 pm nach einer Stunde Gliihzeit. Die zeitabhéngig zu-
nehmende Tiefe des rekristallisierten Bereiches ist auch fiir andere Rekristallisationstemperaturen
zu beobachten (Bild 4). Im rekristallisierten Bereich ergeben sich fiir gleiche Verformungsgrade
unabhängig von der Glühdauer und Glühtemperatur weitgehend gleiche mittlere Korngrößen.
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«. 850°C
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_+ 1000}
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600
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0 50 100 150 200 250 300
Glihdauer [min]
Bild 4: Tiefe der rekristallisierten Zone in Abhängigkeit der Gliihdauer
Hieraus ergibt sich folgendes Bild über die während einer Rekristallisationsglühung ablaufenden
Vorgänge: Der mit dem Abstand zur Oberfläche abnehmende Verformungsgrad verzögert den Be-
ginn der primären Rekristallisation durch eine Verlängerung der Inkubationszeit. Hierdurch rekri-
stallisiert das Gefüge nicht gleichzeitig im gesamten Probenvolumen, sondern schichtweise von
außen nach innen. Die sich einstellende Korngröße wird primär durch den Verformungsgrad und
damit durch die Dichte der Rekristallisationskeime bestimmt. Eine Verlängerung der Glühdauer
oder eine Erhöhung der Temperatur führt zu einem nur sehr geringen Wachstum der rekristallisier-
ten Körner.
Betrachtet man den Prozeß der primären Rekristallisation nach den jeweils längsten Glühzeiten als
weitgehend abgeschlossen, so ist die Tiefe des rekristallisierten Bereiches ein Indikator für den kri-
tischen Umformgrad zur Rekristallisation. Aus der mit zunehmender Temperatur abnehmenden
Tiefe des rekristallisierten Bereiches ergibt sich somit ein Anstieg des kritischen Umformgrades mit
zunehmender Temperatur (Bild 4). Der mit zunehmender Temperatur ansteigende kritische Um-
formgrad läßt auf starke Erholung im Werkstoff vor Beginn der Rekristallisation schließen. Erho-
lung setzt die Versetzungsdichte und damit die Triebkraft der zur Rekristallisation notwendigen
Keimbildung herab (2). Bei Titan Grad 2 beschleunigt demnach in einem Temperaturbereich von
800 bis 875°C der Erholungsvorgang so stark, daß die Rekristallisationsvorgänge bei gleichen Ver-
formungsgraden für höhere Temperaturen erst später einsetzen. Bei geringen Verformungen kann
die Rekristallisation durch die Erholung vollständig unterdrückt werden, und zwar um so mehr, je
höher die Glühtemperatur ist. Dies bedeutet, daß bei zunächst höheren Umformgraden die Verset-
zungsdichte durch die Erholung unterhalb des zur Rekristallisation notwendigen Wertes sinken
kann.
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