Prakt. Met. Sonderband 38 (2006) 221
= 350 °C| sengebiet eingeschnürt. Bei gleicher Glühtemperatur ergibt sich daher ein erhöhter Anteil an
= 400 °C Austenit mit einem niedrigeren Kohlenstoffgehalt. Für Abschätzungen über das Zweiphasen-
= 425 °C gebiet sind thermodynamische Berechnungen mit dem Ortho- und Paraequilibrium durch-
= 450 °C! geführt worden. Die Verifizierung dieser Ergebnisse ist mit der Auswertung von Glühsimu-
=475°C lationen erfolgt und diese zeigt tendenziell eine bessere Übereinstimmung mit dem berech-
. neten Paraequilibrium. Des Weiteren spielen die abgeschlossene Rekristallisation sowie die
vollständige Auflösung von Zementit eine wichtige Rolle.
Anschließend an das interkritische Glühen wird das Material in die Bainitstufe auf die Overa-
gingtemperatur abgekühlt. Die Unterschiede in der Austenitmenge und auch dessen Kohlen-
stoffgehalt aufgrund der variierenden Legierungszusammensetzung beeinflussen zusam-
100 1200 men mit der Kühlrate das Ferritwachstum. Größere Mengen von interkritisch gebildeten Aus-
tenit mit folglich geringerem Kohlenstoffgehalt, wie am deutlichsten an Variante A/ niedrig zu
beobachten, resultieren in einem verstärktem Wachstum von Ferrit. Der Einfluss der Kühl-
find rate verstärkt sich daher auch mit sinkendem Aluminiumgehalt, wobei die vermehrte Ferrit-
| mittel || bildung bei niedrigen Kühlraten eindeutig ersichtlich ist. Da bei Temperaturen unter 350 °C
| niedrig eine Martensitbildung einsetzt und diese je nach Aluminiumgehalt oder Kühlrate verschie-
den stark ausgeprägt ist, kann auf einen variierenden Kohlenstoffgehalt in den einzelnen
Austenitinseln geschlossen werden. Größere Mengen an Austenit mit niedrigeren Kohlen-
stoffgehalt können daher durch einen reduzierten Aluminiumgehalt oder durch höhere Kühl-
raten erzielt werden.
Während des isothermen Haltens in der Overagingzone kommt es zu einer weiteren Koh-
lenstoffanreicherung des Restaustenits durch die Bildung von karbidfreien Bainit. Bei allen
rai Untersuchungen zeigte die Bainitbildung eine sehr starke Abhängigkeit von der Haltetempe-
> 550 ratur. Mit sinkender Temperatur zeigt sich eine geringere Bainitwachstumskinetik sowie eine
erhöhte Menge an umgewandeltem Austenit. Dies kann nur durch eine Umverteilung des
Kohlenstoffs aus den Bainitnadeln in den umgebenden Austenit erklärt werden. Da es zu
ı (a bis c) einem Verlangsamen und schlussendlich einem Stoppen der Bainitbildung kommt, obwohl
n 350 bis noch nicht der gesamte Austenit umgewandelt wurde, spricht man hier vom “incomplete re-
zwischen action phenomenon“ [1]. Thermodynamische Berechnungen der To-Temperatur bestätigen
dieses Verhalten, da bei immer höheren Kohlenstoffgehalten ein Punkt erreicht wird, bei dem
keine weitere Bainitbildung mehr möglich ist. Das Absenken des Aluminiumgehaites beein-
flusst den To-Verlauf nur gering, wobei tendenziell mit einer Verschiebung der To-Kurve zu
niedrigeren Kohlenstoffgehalten gerechnet werden muss. Dies würde eine geringere Menge
an gebildeten Bainit bei reduzierten Aluminiumgehalten erwarten lassen. Tatsächlich wer-
den aber die höchsten Bainitmengen an der Variante mit dem geringsten Gehalt an Alumi-
nium gemessen. Dies lässt sich dadurch erklären, dass bei gleichen Glühparametern sowie
Kühlraten der Anteil an Austenit mit sinkendem Aluminiumgehalt am Beginn der Bainitzo-
. ne zunimmt, gleichzeitig aber der Kohlenstoffgehalt im Austenit abnimmt. Dies erklärt auch
die etwas gesteigerte Kinetik bei Variante A! niedrig. Abhängig von der chemischen Zu-
E sammensetzung aber vor allem vom Zusammenspiel Haltezeit und Temperatur kommt es
; zu einer Ausscheidung von Karbiden. Dies macht sich in einer zweistufigen Austenitum-
, wandlung der normierten Dilatometerkurven bemerkbar, da durch die Karbidausscheidun-
a. gen der Kohlenstoffgehalt im Austenit absinkt und ein weiteres Bainitwachstum einsetzten
) um kann. Diese Destabilisierung des Austenits äußert sich in stark sinkenden Restaustenitge-
TU halten. Bei Haltetemperaturen ab 475°C beginnt die Karbidausscheidung schon während
der Bainitbildung, was sich in einem Verschmelzen der zweistufigen Austenitumwandlung
zu einer einzigen Stufe auBert. Durch das Absenken des Aluminiumgehaltes wird der Start
JS der Karbidausscheidung zu kürzeren Zeiten hin verschoben, wie bei einer Haltetemperatur
von 450 °C deutlich ersichtlich. Dies bestätiat die Annahme, dass Aluminium wie Silizium die