8 Prakt. Met. Sonderband 46 (2014)
2.3 ORIENTIERUNGSABHÄNGIGES ERHOLUNGS- UND REKRISTALLISATIONS-
VERHALTEN VON MOLYBDÄN
Technisch reines Molybdän wird heutzutage aufgrund seiner besonderen physikalischen
und chemischen Eigenschaften, neben den klassischen Hochtemperaturanwendungen,
auch vermehrt in der Elektronik und Beschichtungstechnik eingesetzt [10-12]. Aufgrund
der immer größer werdenden Abmessungen der zu beschichtenden Teile, müssen nun
auch besonders große Platten aus technisch reinem Mo produziert werden. Dazu wird ge-
sintertes Vormaterial bei Temperaturen über 1000°C warmgewalzt und zwischen den ein-
zelnen Umformschritten rekristallisationsgeglüht [13]. Um homogene, defektfreie Platten
herzustellen, ist die genaue Kenntnis der Texturentwicklung sowie des Erholungs- und
Rekristallisationsverhaltens in diesem kubisch-raumzentrierten (krz) Metall mit hoher Sta- .
pelfehlerenergie bei der Warmumformung von großer Wichtigkeit [14]. In den letzten Jah- Fig. 6: EBSD
ren wurde dazu vermehrt das orientierungsabhängige Erholungs- und Rekristallisations- dem Warmwa
verhalten von Mo sowohl im Stauchversuch bei verschiedenen Umformtemperaturen, als normalen (sie
auch an großtechnisch hergestellten Platten mittels ECCI und EBSD näher untersucht schwarze Lini
[15]. Dafür wurden auch die erforderlichen elektrolytischen Präparationsmethoden weiter- lung einer Prc
entwickelt [16]. ECCI Untersuchungen sind besonders gut geeignet, um im REM verform- bei 1100°C. D
te, erholte und rekristallisierte Bereiche voneinander zu unterscheiden oder um lokal un-
terschiedliche Verformungsstrukturen sichtbar zu machen [17]. Fig. 5 zeigt eine ECCI Auf-
nahme der Mikrostruktur im Zentrum einer walzharten Mo-Platte nach dem Warmwalzen. 3. WERF
Von besonderem Interesse ist dabei die lokal unterschiedliche Subkornstruktur, die bei
einer anschließenden Rekristallisationsglühung das Wachstumsverhalten einzelner Sub- Im Bereich de
körner stark beeinflusst. stoffe und Bai
len und in die
Department v
rung von me
Fig. 5: ECCI Aufnahme der Mikrostruktur im Werkstoffprf
Zentrum einer walzharten Mo-Platte. WR schlagbiegeve
und NR stehen fiir Walzrichtung und Nor- maschinen,
malrichtung. Die Pfeile zeigen einige noch störungsfreier
nicht geschlossene Sinterporen. Die weiße das Zugprobe
und schwarze Linie kennzeichnet Bereiche rosion und die
mit unterschiedlicher Subkornstruktur. Bezüglich deı
dustrie und K
50 pr lassen. Trotz
- deren Versa
richtskosten
Mittels EBSD kénnen die orientierungsabhéngige Subkorngréf3e, die gespeicherte Energie qoersielgen ¢
nach dem Warmwalzen und das Wachstum einzelner Subkérner wahrend der Rekristalli- geeignete Ab
sationsglühung untersucht werden. Dabei konnte gezeigt werden, dass anfangs größere dargestellt
Subkörner mit einer <001> Richtung in NR viel langsamer wachsen, als bspw. jene mit ;
einer <111> Richtung, die eine höhere gespeicherte Energie aufweisen. Außerdem schei-
nen jene Subkörner, die in Scherbändern im Korn entstehen, besondere Wachstumsvor- 31 VERS;
teile aufzuweisen. Gegen Ende der Primärrekristallisation wird die Kinetik in Mo besonders ’
langsam, wobei häufig Subkörner mit einer <001> Orientierung übrig bleiben. Fig. 6 zeigt Normalisierer
EBSD Aufnahmen der Mikrostruktur im Zentrum einer walzharten Mo-Platte nach dem bekannt. dası
Warmwalzen und nach einer zweistündigen Rekristallisationsglühung bei 1100°C. In Fig. ordentlich bee
6a sind die Scherbénder in den Kérnern mit Pfeilen gekennzeichnet, in Fig. 6b die nicht Zähigkeit. In
rekristallisierten Bereiche mit <001> Orientierungen. ;