Prakt. Met. Sonderband 46 (2014) 361
NEUE ANSATZE ZUR ZIELPRAPARATION VON
ATOMSONDENSPITZEN MITTTELS FOCUSED ION BEAM UND
DURCHSTRAHLUNGS-EBSD
K. Babinsky, P. Haslberger, Ch. Turk, H. Clemens, S. Primig
Department Metallkunde und Werkstoffprüfung, Montanuniversität Leoben, Österreich
ABSTRACT
Die Atomsondentomographie mit ihrem atomaren Auflösungsvermögen eignet sich
hervorragend für chemische Analysen. Da die Zielpräparation von Korngrenzen für
Atomsondenmessungen mit Hilfe von Transmissionselektronenmikroskopie sehr
zeitintensiv ist, wird in dieser Studie die neuartige Methode „Durchstrahlungs-EBSD“
(t-EBSD) zur Unterstützung der Probenpräparation vorgestellt. Diese erfolgt in einem
Standardverfahren mittels Nachspitzen einer elektrolytisch vorbereiteten Spitze mit einem
fokussierten lonenstrahl. Zwischen den einzelnen Präparationsschritten unterstützt die
t-EBSD Technik den Prozess. Hierbei wird mittels t-EBSD die kristallographische
Information der Spitze detektiert, um die Korngrenze zu identifizieren. Dadurch ist es
möglich, eine Korngrenze in den ersten 200 nm der Probe zu positionieren ohne
komplementäre Transmissionselektronenmikroskopieanalysen durchführen zu müssen.
Es werden zwei unterschiedliche Anwendungen für diesen neuen Präparationsprozess
gezeigt. Eine Parameterstudie an walzhartem, technisch reinem Molybdän in Bezug auf
Beschleunigungsspannung und Kippwinkel sowie die Untersuchung von ehemaligen
Austenitkorngrenzen in einem mit Bor legierten 42CrMo4 Stahl werden vorgestellt.
1. EINLEITUNG
Mittels der Atomsonde ist es heutzutage möglich alle Elemente des Periodensystems zu
detektieren. Multi-Phasen-Werkstoffe, Grenzflächen in Schichten, Versetzungsnetzwerke
sowie Korngrenzen können mit dieser Methodik auf atomarer Ebene untersucht
werden [1,2]. Durch die Atomsonde ist besonders das Interesse an der Analyse von
Korngrenzen, in Bezug auf das Segregationsverhalten von Fremdatomen, gestiegen.
Bereits sehr geringe Fremdatomkonzentrationen in technisch reinen Metallen beeinflussen
die mechanischen Eigenschaften signifikant [3]. Auch Umwandlungsprozesse, die in
Stählen auftreten, können durch Segregationen an Grenzflächen stark verzögert
werden [4]. Die Atomsonde bietet eine nahezu atomare Auflösung sowie eine genaue
Identifikation des Aufenthaltsortes jedes gemessenen Elementes, wodurch Korngrenzen
im Detail analysiert werden können. Dennoch ist die einzigartige Messtechnik durch ihre
aufwendige Probenpräparation limitiert. Eine nadelförmige Spitze mit einem Radius von
50 — 100 nm ist notwendig, um eine erfolgreiche Messung zu erzielen. Das analysierte
Volumen beträgt rund 200x50x50 nm®, weshalb die zu untersuchende Stelle in den ersten
200nm der Spitze positioniert werden muss. Konventionelle elektrolytische
Präparationstechniken eignen sich für Bulkanalysen, jedoch nicht für orts-spezifische
Messungen, wie jene von Korngrenzen. Mit Hilfe eines Focused lon Beam (FIB) Systems,
kombiniert mit einem Rasterelektronenmikroskop (REM), ist es jedoch heutzutage