Prakt. Met. Sonderband 46 (2014) 49
Tabelle 3: Zusammenfassende Bewertungen der Gefügecharakterisierung hinsichtlich der
| spezifischen Gefügemerkmale, sehr gut (++), gut (+), ausreichend (0), ungenügend (-) und
and geglüht nicht vorhanden (n.v.).
a Gefligemerkmale ]
Zustand Atzmittel Korngrenzen Zwillinge | Seigerungen | Ausscheidungen | Scherbänder }
'Nital + nv. ++ ++ n.v.
Klemm | - n.v. + | + n.v.
Guss |Wallner - | nw IL nv.
Adler Wisch - | nw + ; ++ nv.
'Wallnerverd. ~~ - I nv. 2 + | nv.
‘Nital | A : : © EE
{Klemm | 0 - _
Warmband (Wallner i + ++ ME ++
| Adler Wisch =~ I ++
'Wallner-verd. ++ } ++ — Hr
|Nital 0 oo nv. | N.V. |
‘Klemm | + ++ _ n.v. nv.
nt (Wallner ++ ; ++ _ we Te
'Adier Wisch_' o Ö + nv. | n.v.
'Wallner-verd. ++ bo : nv. nv.
4. SCHLUSSFOLGERUNG
Bei allen metallografischen Untersuchungen ist es ratsam, die Proben zunächst im polier-
ten Zustand unter dem Lichtmikroskop zu betrachten. Sehr kleine Einschlisse sind im ge-
tzten Zustand schwer von Atzgriibchen oder Polierresten zu unterscheiden. Im polierten
Zustand sind Gefligebestandteile mit höherer Festigkeit vor allem nach der OPS-Politur
schon zu erahnen. Im Zweifel ist die gesamte metallografische Präparation zu wiederholen
um langwierige und teure rasterelektronische Untersuchungen und Analysen an Fehlgefü-
gen zu vermeiden.
Die besten Ätzergebnisse des untersuchten hochmanganhaltigen HSD®-Stahls, unabhän-
gig von der Produktform, werden mit dem Wallner-Ätzmittel erreicht. Die Anpassung der
originalen Rezeptur mit dem Ziel einer Schwächung des Ätzangriffs ermöglicht einen deut-
lich einfacheren Umgang und gleichzeitig erhöhte Reproduzierbarkeit der Ergebnisse.
Hinsichtlich Probenvorbereitung ergeben sich keine weiteren besonderen Anforderungen.
Sowohl Wallner als auch Wallner-verdünnt lassen sich relativ einfach ansetzen und der
Vorrat an fertigem Ätzmittel ist gut im verschlossenen Gefäß haltbar. Mit Ausnahme der
Kontrastierung der Korngrenzen im Primärgefüge lassen sich alle geforderten Untersu-
chungsziele damit erreichen.
In der industriellen Praxis ist für eine erste schnelle Bewertung weiterhin Nital vorteilhaft,
da es häufig zum Ätzen von unlegiertem Stahl bereits vorhanden ist und Ferrit und
Martensit — sofern insbesondere aus Variationsversuchen in der Probe enthalten — bei
kurzen Ätzzeiten gut kontrastiert. Austenit benötigt längere Ätzzeiten, was aber wegen der
guten Nachätzbarkeit kein Problem darstellt. Die charakteristischen Gefügemerkmale an
Warmband und Kaltband geglüht sind jedoch nicht mit hoher Qualität zu beurteilen.
Die Atzungen mit Adler-Wisch oder Klemm I sind eingeschränkt, abhängig vom zu charak-
terisierten Gefügemerkmal anwendbar, führen aufgrund des schwierigeren Handlings und
schnell auftretender Ätzartefakte eher zu ungeeigneten Ätzergebnissen.