122 Prakt. Met. Sonderband 47 (2015)
5.1 Partikelerfassung
Bei der Partikelerfassung sind die meisten zu erwartenden Fehler auf die Mikroskopeinstellungen
zuriickfithrbar. Unschirfe — durch schlechte Einstellungen oder schräge Proben — vergrössert Parti-
kel; Unterbeleuchtung oder ein zu tiefer Graustufenschwellwert vergrössert Partikel; Überbeleuch-
tung oder ein zu hoher Graustufenschwellwert verkleinert Partikel. Dazu kommen Längenmessfeh-
ler, die dazu führen können, dass Partikel fälschlicherweise von der Auswertung ausgeschlossen
oder fälschlicherweise in die Auswertung aufgenommen werden. Präparationsartefakte wie ausge-
brochene Einschlüsse oder Verschmutzungen können ebenfalls das Resultat beeinflussen.
5.2 Partikelzusammenfassung
Da die Zusammenfassung in erster Linie auf den Abstandsbedingungen beruht, kommt der Lén- o
genmessung eine hervorragende Rolle zu. Aber auch Fehler beim vorangegangenen Schritt können
bei diesem Schritt zu Folgefehlern führen: Randeffekte der Partikel können Abstände verändern,
und in Extremfällen können ausgeschlossene Partikel eine Nachbarschaftsbeziehung aufbrechen
oder eingeschlossene Partikel eine Nachbarschaftsbeziehung herbeiführen. Die Tatsache, dass bei
der historischen DIN 50602 verschiedene Ansätze existieren, um Partikel zusammenzufassen, kann Jie be
bei dieser Prüfvorschrift zusätzlich zu abweichenden Ergebnissen führen. ORT SE
5.3 Einschlussbewertung pi
Die meisten Einschlüsse lassen sich nach ihrer Morphologie manuell zuverlässig klassieren. Unsi-
cherheiten können bei gemischten Einschlüssen auftreten sowie bei Einschlüssen, die weder eine
deutlich aufgelöste noch eine glatt gestreckte Gestalt annehmen. Bildverarbeitungsprogramme tun +
sich mit der Unterscheidung der Einschlusstypen meist schwerer als das Auge des Metallographen.
Solange aber der Gesamtgehalt statt einzelner morphologischer Gattungen von Interesse ist, hat eine Der
Fehlklassierung des Typen wenig Einfluss auf das Resultat. Anh
Wenn die Farbe des Einschlusses mit bewertet wird, spielen Mikroskopeinstellungen wie Beleuch- Ke
tung und menschliche Faktoren verstärkt eine Rolle. Eine Fehlbewertung, ob manuell oder automa- lz
tisch, kann Partikel von den oft eher unbedenklichen grauen Sulfiden zu den meist schädlichen we
schwarzen Oxiden verschieben — oder auch umgekehrt. $
5.4 Klassierung Et
Fehlklassierungen kénnen auf Fehler in den vorhergehenden Schritten aufbauen, aber auch bei der y N
Klassierung an sich durch falsche Entscheide (z.B. bei Richtreihenvergleichen), Messfehler (vor i
allem bei der Flichenmessung) oder Fehler im Algorithmus der Bildanalysesoftware entstehen. big
Fehlklassierungen haben stets eine unmittelbare Auswirkung auf das Priifresultat. Bei Methoden, ke
die den grossten Einschluss oder das schlechteste Messfeld suchen, ist der Fehler, wenn er denn
beim grössten Einschluss auftritt, wegen des Klassensprungs offensichtlich resultatwirksam. Beim
mittleren Einschlussgehalt fällt der Fehler weniger auf, auch weil durch die Normalisierung auf eine
Standardfliche Zahlen mit vielen Nachkommastellen entstehen, die eine kontinuierliche Verteilung
suggerieren. Wie die Histogrammliicken in Bild 1 aber zeigen, maskiert diese Normalisierung nur
die diskrete Natur der Klassierung: im Gegensatz zu den anderen Methoden ist hier jeder Klassie-
rungsfehler resultatwirksam.