150 Prakt. Met. Sonderband 47 (2015)
Bild 2 zeigt zwei lichtmikroskopische Aufnahmen von mit Kali- bzw. Natronlaugen/H,0O, geétzten
Ti-6Al-4V. Die Konzentrationen 1,5mol/l H,0,, Smol/l KOH oder NaOH fiihren, im Sinne einer
Farbitzung, zu aussagekriftigen Kontrasten des Gefiiges. Diese zeigen, wie auch der nach Kroll
geiitzte Schliff (Bild 1a), die lamellar angeordnete B-Phase und zusétzlich auch die globulare Korn-
struktur der a-Phase. Die Orientierungsvariationen, welche im Lichtmikroskop durch Farbvariatio-
nen zwischen den a-Körnern sichtbar werden, können hier nur in Grauwertunterschieden gezeigt
werden (Bild 2a, 2b). Solche Farbeffekte werden gewöhnlich auf eine Schichtbildung auf der Probe
zurückgeführt (Farbätzung, [1]), wobei die genaue Ursache im hier vorliegenden F all Gegenstand
weiterer Untersuchungen ist. Eine Verlängerung der Ätzzeit führt zu einer Farbänderung in der
lichtmikroskopischen Abbildung, was für eine wachsende Schichtbildung spricht. Die Ätzungen auf
Basis von KOH führten zu einer besser reproduzierbareren Gefügeentwicklung mit klareren Farb-
abgrenzungen zwischen unterschiedlich orientierter Körnern als diejenigen auf Basis von NaOH.
Die Ursache hierfür sind vermutlich Unterschiede bei der Schichtbildung, dies wird in weiteren
Arbeiten untersucht. Die Ergebnisse, welche mit den verschiedenen KOH/H,0,- sowie
NaOH/H,0,-Konzentrationen an Ti-6A1-4V erzielt wurden, sind in Tabelle 1 zusammengefasst.
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Bild 2: Lichtmikroskopische Aufnahmen von mit Natron- (a) bzw. Kalilauge/H,0, (b) gedtztem Ti-6Al-4V
3.3 Basisches Ätzen von Reintitan (Grade 1)
Reines Titan wird iibelicherweise nicht geiitzt. Stattdessen konnen die verschiedenen Korner des o-
Titans im Polarisationskontrast unterschieden werden. Steht dieses Kontrastierverfahren nicht zur
Verfügung, ist eine chemische Ätzung eine gute Alternative. Für die Ätzversuche an Reintitan wur-
den Kali- bzw. Natronlauge und Wasserstoffoeroxid der gleichen Konzentrationen wie fiir Ti-6Al-
4V verwendet (Tab. 2).
Die Bilder 3a-3d zeigen die Atzergebnisse der mit den in Tabelle 2 hervorgehobenen Losungen. Die
hiermit gedtzten Schliffflichen zeigen in der Hellfeldabbildung im Lichtmikroskop die o-Nadeln je
nach kristallographischer Orientierung in verschiedenen Farben. Ursache ist vermutlich die orientie-
rungsabhingige Bildung diinner Oberflichenschichten, welche hier in unterschiedlichen Grautdnen
dargestellt werden (Bild 3a, 3b). Im Rasterelektronenmikroskop wird das Relief der geétzten