Full text: Fortschritte in der Metallographie

186 Prakt. Met. Sonderband 47 (2015) 
Die EBSD-Methode hat sich als sehr geeignet erwiesen, auch feinste Strukturen abzubilden und ist 
dabei deutlich kosteneffizienter [7]. Das gleiche Material wurde deshalb fiir eine EBSD-Aufnahme 
vorbereitet. Dabei ist zu beachten, dass in der Regel Standard-Schliffe, insbesondere Querschliffe 
von dünnen Blechen oder Folien, schlecht für EBSD-Untersuchungen geeignet sind. Die EBSD- 
Untersuchung erfordert hohe Spannungen und hohe Stréme im REM, was eine sehr gute elektrische 
Ableitung der Probe erfordert. Dabei ist die Nähe zum (in der Regel nicht leitenden) Einbettmittel 
bei Querschliffen hinderlich. 
Aus diesem Grunde wurde die Folie direkt auf einen Al-Halter aufgeklebt und ein Anschliff präpa- 
riert. Anschliessend wurde die Ableitung mittels Überdeckung der Klebefuge mit Leitsilberpaste 
sichergestellt. Aufgrund der erwarteten Korngrösse wurde der EBSD-Scan mit einer Vergrösserung 
von 10kx durchgeführt. Das Ergebnis sind drei Orientierungskarten (in alle drei Raumrichtungen). 
Aus dieser Information lässt sich nun die Korngrösse quantitativ ermitteln, indem die Körner auf- 
grund der Missorientierung detektiert werden. Dabei kann die Grenze der Kornerkennung je nach 
Bedarf eingestellt werden. Üblicherweise befindet sich diese Einstellung zwischen 5 und 15°, wobei 
zu beachten ist, dass dadurch das Resultat natürlich beeinflusst werden kann. So ist im vorliegenden 
Fall deutlich zu sehen, dass bei einer Grenze von 15° Misorientierung für die Kornerkennung ein Give 
ganzer Bereich oben rechts im Bild zu einem Korn zusammengefasst wird, während bei 8° Miso- Gn 
rientierung als Grenze dieser Bereich in mehrere Körner zerfällt (siehe Abb. 4). Diesem Umstand rl 
der Beeinflussbarkeit des Resultats muss Rechnung getragen werden. In der Regel lässt sich dies pr 
iiber eine Stabilititsanalyse (wie stark verdndert sich das Resultat, wenn die Misorientierungsgrenze os 
verschoben wird) beurteilen. i 
Komone 
Phasenz 
1) Die 
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Abb. 4: Mikrokorn wie vom EBSD erfasst mit 15° (links) bzw. 8° ( rechts) Misorientierung als Kornerkennungsgrenze. a 
3.3 Mikrostruktur von feinkörniger Titan-Legierung 
Die mechanischen Eigenschaften von Titanlegierungen hängen neben der chemischen Zusammen- 
setzung in entscheidendem Masse auch von dem jeweiligen Gefüge ab. Im vorliegenden Fall war 
ein feines, globulares Gefiige gefordert. Die zweiphasige Ti-Legierung Ti6Al4V ist ein géngiger 
Vertreter in der Medizinaltechnik. Die Eigenschaften dieser Legierung werden primér durch die 
beiden Phasen a und ß bestimmt. 
Die Kornstruktur der fein rekristallisierten a/ß-Titanlegierung (Grad 5) wurde zunächst am metal- 
lographischen Schliff charakterisiert. Da Ti-Legierungen bei der Schliffpräparation zu Verfor- 
mungsschichtbildung neigen, sind spezielle Präparationsschritte erforderlich. Die Anschliffe wur- 
den mit verschiedenen Lösungen geätzt (Abb. 5).
	        
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