Prakt. Met. Sonderband 47 (2015) 197
Systematik der Schadensanalyse am Beispiel von Profildrahtbriichen
im Tragseil einer Seilbahnanlage
R. E. Koller', G. Piskoty', M. Zgraggen®
' Empa, Eidgenossische Materialpriifungs- und Forschungsanstalt, CH-8600 Diibendorf
IWT, Institut fir Werkstofftechnologie AG, CH-8304 Wallisellen
i Einleitung
An der Pendelbahn Miirren — Birg (Schweiz) ereignete sich am 29. Dezember 2004 ein im Folgen-
den zusammengefasster Vorfall [1].
Die mit 53 Personen besetzte Kabine der Fahrbahn 1, bestehend aus den Tragseilen A und B, fuhr
bergwirts, als das Bahnpersonal der Bergstation ein lautes Knallgerdusch wahrnahm. Da die Ursa-
che dafiir unklar war, wurde die Anlage sofort gestoppt und die Bahn mit Hilfe eines Hubschraubers
visuell überprüft. Es zeigte sich, dass ca. 60 m von der Bergstation entfernt alle äusseren Profildräh-
te des Tragseiles B gerissen waren (Bild 1). Alle Fahrgäste wurden mit einem Hubschrauber evaku-
iert und der Betrieb der Pendelbahn wurde eingestellt. Aus Sicherheitsgriinden wurden beide Trag-
seile der schadhaften Fahrbahn durch Nachlassen um ca. 11 m sowie durch Anheben des Spannge-
wichtes in der Talstation teilentlastet.
Fahrbahn 2:
Tragseile C und D
Fahrbahn 1:
Tragseil B
Fahrbahn 1:
Tragseil A
Bild 1: Tragseil B mit gerissenem Mantel ca. 60 m von der Bergstation entfernt
(Aufnahme nach Teilentlastung der Tragseile A und B)
2 Systematik bei Schadensanalysen
Die Abklärung des Schadensfalles stützte sich auf international anerkannte Richtlinien und Empfeh-
lungen [2-51. Die Vorgehensweise lässt sich in folgende Phasen unterteilen [3]: