Prakt. Met. Sonderband 47 (2015) 209
Schidigungssequenzen an Litzenanker
Caroline Freitag, Michael Panzenbock
Department Metallkunde und Werkstoffpriifung, Montanuniversitit Leoben, Osterreich
1. Kurzfassung
aan Litzenankerbrüche sind ein immer wiederkehrendes Phänomen [1]. In vielen Fällen sind solche An-
kersysteme bereits mehrere Jahrzehnte im Einsatz. Informationen hinsichtlich Aufbau, Werkstoffe
oder gar Hersteller sind meist Mangelware. Im vorliegenden Beitrag werden die Schäden an mehreren
gebrochenen Litzenankern untersucht. Mit Hilfe einfacher Methoden kann gezeigt werden, dass die
Hauptursache des Versagehs auf Wasserstoffinduzierte Spannungsrisskorrosion zurückzuführen ist.
2. Einleitung
Litzenanker finden im Bauwesen als konstruktive Sicherungselemente Anwendung, unter anderem
als Rückverankerung, Auftriebssicherung, Lagesicherung und Felsverankerung [2]. Es handelt sich
dabei um eine sehr anpassungsfähige Verspanntechnik, die in Länge und Aufbau den geologischen
Gegebenheiten vor Ort angepasst werden kann. Üblicherweise bestehen Litzenanker aus 6-8 Litzen,
die im Berg fixiert, zum Ankerkopf herausgeführt und dort verspannt werden (Bild 1). Jede Litze
>. besteht aus einem Zentraldraht und sechs Umfangsdrahten, die mit Korrosionsschutzmasse und einer
U Kunststoffummantelung ausgestattet sind (Bild 2). Entsprechend ihrer Einsatzdauer werden die Lit-
zenanker in temporäre (Lebensdauer < 2 Jahre, z.B. Baugrubensicherungen) und permanente Anker
(Lebensdauer > 100 Jahre, z.B. Felsverankerungen mit entsprechendem Korrosionsschutz) unterteilt.
Eine Forschungsstudie [1] zeigt, dass eindringende Feuchtigkeit den größten Einfluss auf vorzeitiges
Versagen hat. Konstruktive Mängel am Bauwerk oder mangelhafter Korrosionsschutz sind häufige
Ursachen. Bereits in den 80er Jahren wurden Maßnahmen und Vorgaben hinsichtlich eines doppelten
Korrosionsschutzes erarbeitet [1].
Dieser Beitrag beschäftigt sich im Speziellen mit Litzenankern, die zur Sicherung von Felshängen
und Böschungen eingesetzt werden (Bild 3). Nach Begehungen und Bestimmung der Abhebekräfte
wurden zahlreiche Brüche festgestellt. Der Ausfall der Hangsicherung kann im Extremfall zum Ab-
rutschen von Erd- und Gesteinsmassen führen. Um Personenschäden zu vermeiden, ist es notwendig,
die Schädigungsabläufe solcher Bauelemente zu kennen, um entsprechende Gegenmaßnahmen ein-
leiten zu können.
3. Methodik
Die untersuchten Litzen (Bild 4) wurden in ihre Einzeldrähte zerlegt und eingehenden makroskopi-
| schen sowie lichtoptischen Methoden unterzogen. Die Umfangsdrähte sind von 1-6 nummeriert
An forbid (Bild 5). Der Zentraldraht ist mit 7 gekennzeichnet. Die Bestimmung des chemischen Aufbaus er-
! . folgte mittels Spektralanalyse. Des Weiteren wurden Makrohartemessungen nach HV10 und Zugver-
suche an Umfangs- und Zentraldrähten vorgenommen.