Full text: Fortschritte in der Metallographie

212 Prakt. Met. Sonderband 47 (2015) 
Folgendes Szenario in Bezug auf die Schädigung solcher Bauelemente ist vorstellbar. Durch die über 
lange Zeit ablaufenden Hangbewegungen kommt es zur Beschädigung des Korrosionsschutzes. Ge- 
fährdete Stellen sind meist die Übergänge im Bereich der Ankerkopfes und der Fixierung im Berg. 
Infolge der Beschädigung kann Feuchtigkeit in die Ankerlitzen eindringen. Durch die einsetzende 
Korrosion, die zur Muldenbildung führt (anodische Auflösung des Eisenwerkstoffes), wird der Draht 
geschwächt, wodurch die Spannung lokal steigt. Gleichzeitig wird im Kathodenbereich Wasserstoff 
erzeugt, der bei nicht sofortiger Rekombination zu H in den Werkstoff eindringen kann und Rissbil- 
dung auslöst. Nun wird ein Prozess in Gang gesetzt, der sich nicht stoppen lässt. So lange Spannungen 
und diffusibler Wasserstoff vorhanden sind, diffundiert gebildeter Wasserstoff zur Rissspitze und 
führt zu weiterem Rissfortschritt [4, 5] sowie zur Rissumlenkung in Axialrichtung. Zurückzuführen 
ist dies darauf, dass die Umfangsdrähte nicht unter reinem einachsigem Zug stehen und außerdem 
texturiert sind. Mit zunehmender Rissanzahl nimmt die Vorspannung ab. Andere Drähte bzw. Litzen 
übernehmen die Belastung. Die vielen Risse an der Oberfläche schirmen sich gegenseitig ab, wodurch 
viele in ihrem Rissfortschritt gestoppt werden. Weitere Hangbewegungen erhöhen wieder die Span- 
nungen, sodass Risse, die noch nicht zu einem Versagen geführt haben, wieder aktiviert werden. 
Dieses Wechselspiel geht so lange, bis der Zentraldraht die einachsige Zugspannung nicht mehr auf- 
nehmen kann und duktil durch einen Fräserbruch versagt. Offensichtlich waren die Zentraldrähte bis 
zum Zeitpunkt des Totalversagens gut vor Feuchtigkeit geschützt. 
6. Zusammenfassung 
Für die Ankerlitzen wurde ein hochfester Drahtwerkstoff vom Typ C75W (1.1750) in patentiertem 
Zustand eingesetzt. Die Schädigung erfolgte durch H-induzierte Spannungsrisskorrosion. Die Entste- 
hung des beobachtbaren Schadenbildes kann wie folgt beschrieben werden: 
Durch Schäden am Korrosionsschutz dringt Wasser ein, welches in weiterer Folge Korrosion auslöst. 
Der dabei entstehende Wasserstoff führt zum Versagen. Biegespannungen und Drahttextur bei den 
Umfangsdrähten sind verantwortlich für die Brüche, die geneigten zur Drahtachse auftreten. Durch 
das Wechselspiel von nachlassender Vorspannung und Erhöhung der Belastung durch Hangbewe- 
gungen, versagen zuerst die Umfangsdrähte und im Anschluss daran der Zentraldraht. 
7. Referenzen aa 
[1] F. Hunkeler, P. Matt, U. von Matt und R. Werner, Forschungsauftrag AGB2000/470, 2005 
[2] DSI, Broschiire - DYWIDAG Geotechnische Systeme, 2014, 04, p. 14-21 
[3] Montanuniversität Leoben, Tagung Gefüge und Bruch, 2015, 11, p. 285 
[4] E. Kunze, Korrosion und Korrosionsschutz, WILEY-VCH, 2001, p. 470-505 
151 A. Luithle. Dissertation, Ruhr-Universität Bochum. 2013, p. 21-31; p. 75-99
	        
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