68 Prakt. Met. Sonderband 47 (2015)
3.2 Optimierung des Umwandlungsverhaltens des Restaustenits durch gezielte Modifikation -
der Umgebungsmatrix 1000 -
Die Stabilisierung einer ausreichenden Menge Restaustenit im TRIP-Stahlgefiige ist wichtig, aber po
nicht in allen Fällen ausreichend und allein entscheidend. Im Rahmen einer TRIP-Stahlentwicklung An
in der 800 MPa-Festigkeitsklasse wurde festgestellt, dass das erzeugte Material zwar die Anforde- As
rungen der mechanischen Eigenschaften erfüllte und auch mit 13 vol. % ausreichend Restaustenit nn
im Gefüge vorhanden war, aber dass umformtechnisch die Erwartungen an einen TRIP-Stahl nicht 7
erfüllt werden konnten. Ye
Eine weitergehende Analyse des betrieblich erzeugten Materials (Bild 3) zeigte eine inhomogene BO
Ferritkorngröße mit zum Teil recht großen Ferritkörnern, die auf Basis der Klemmätzung dem pri- i
mären Ferrit zugeordnet wurden. Die bainitischen Anteile sind zudem eher klein und netzartig um ps.
die Ferritkörner angeordnet. Daraus wurde abgeleitet, dass die Glühtemperatur möglicherweise zu mere
tief im interkritischen Zweiphasengebiet gewählt wurde JD
Bild 3: Lichtoptische Darstellung des Gefiiges am Ausgangszustand; links: Nital-, rechts Klemmétzung a
Dieser Lösungsansatz wurde zunächst anhand von Laborglühungen an walzhartem Material über- Ka
prüft. Eine Erhöhung der Glithtemperatur um 40 K führte hier zu einem deutlich feineren und ho- ey
mogenerem Ferritkorn, bei nahezu identischem Gehalt an stabilisiertem Restaustenit (Bild 4). Bei pl
der Ubertragung in die betriebliche Dimension zeigte sich derselbe Effekt auf das erzeugte Gefüge. U
Das mit höherer Glühtemperatur hergestellte Material zeigt ein feinkörnigeres homogeneres Gefüge
mit feiner in den bainitischen Gefügeanteilen verteiltem Restaustenit. In der Untersuchung des Um-
formverhaltens konnte dann bestätigt werden, dass das so erzeugte Gefüge eine deutliche Verbesse-
rung des Umformverhaltens bewirkt hat. So zeigte sich für die Fließkurve mit den veränderten
Glühparametern eine gleichmäßigere und bis in hohe Dehnungsbereiche anhaltende Verfestigung,
die für TRIP-Stähle gewünscht ist und zu höheren Dehnungen führt. Weiterhin zeigte sich unter
anderem eine Verbesserung des Lochaufweitungsverhaltens von 22 auf 28 %. Beides konnte auf ein
rarhessertec TTmwandlunesverhalten des Restanstenitoehaltes zuriickoefiihrt werden
Bild 3:
7% RA 6% RA
Bild 4: ; links: Laborglithung mit Ausgangsglithparametern rechts: Laborglithung mit um 40 K erhohter Gliihtemperatur
(Klemmitzune). Restaustenitgehalte bestimmt via XRD