Full text: Fortschritte in der Metallographie

Prakt. Met. Sonderband 47 (2015) 69 
N 4. Glühparametervariation während einer Dualphasenstahlentwicklung der 
1000 MPa-Festigkeitsklasse 
ICHS har 
a ; Bei Dualphasenstählen wird ein Anstieg der Zugfestigkeit in der Literatur in den meisten Fällen 
X durch eine Erhöhung des Martensitvolumengehaltes erklärt bzw. erreicht. Dazu wird in der Regel 
md, eine hohere interkritische Glithtemperatur eingestellt, von der aus möglichst schnell auf Raumtem- 
A-Sahl nicht peratur abgekühlt wird (z.B. [6]). 
Davon abgesehen kommt aber auch der Ausprägung der ferritischen Phase eine entscheidende und 
¢ Inhomogepe nicht zu vernachldssigende Bedeutung zu. So konnen beispielsweise durch Gliihparametervariatio- 
A dm pri- nen auch niedrigere Festigkeiten und höhere Dehnungen allein durch eine gezielte Veränderung der 
© ZA um ferritischen Phase bei gleichbleibenden Phasenvolumenanteilen und -korngrößen erreicht werden. 
ICherweise zy Hierbei kann beispielsweise auch die Verfestigung des Ferrits eine wichtige Rolle spielen. Eine 
solche Verfestigung kann natürlich zum einen durch eine nicht vollständige Rekristallisation des 
Ferrits hervorgerufen werden, was in der Regel nicht erwünscht ist. Ein weiterer Einflussparameter 
ist aber auch die Temperatur, bei der sich der Ferrit nach der interkritischen Glühstufe bildet. Läuft 
die Ferritbildung bei höheren Temperaturen ab, so bildet sich entfestigter, versetzungsarmer, wei- 
cher Ferrit, während bei der Ferritbildung bei tieferen Temperaturen verfestigter und somit auch 
härterer Ferrit entsteht. Für beide erwähnte Fälle würde hier eine Erhöhung der Glühtemperatur und 
/ oder -zeit eine Verringerung der Gesamtfestigkeit verursachen. 
Während der Entwicklungsarbeiten zu einem Dualphasenstahl der 1000 MPa-Festigkeitsklasse 
wurde durch eine Erhöhung der Glühtemperatur durch die beschriebenen Mechanismen eine Ver- 
ringerung der Gesamtfestigkeit erzeugt. Bild 5 zeigt für eine Variation der Zugfestigkeit zwischen 
930 und 1150 MPa, dass der anhand von FE-REM-Bildern bestimmte Martensitgehalt sowie die 
anhand von EBSD-Auswertung bestimmte Ferritkorngröße nahezu konstant gehalten werden. 
Viera ier Die Auswertung der via EBSD bestimmten Missorientierung des Ferrits als Maß der Verfestigung 
© (KAM) (Bild 6) zeigte, dass in diesem Bereich durchaus eine signifikante Steigerung vorliegt, so- 
ek und 4 dass hier die Ursache fiir die Festigkeitssteigerung zu finden ist. Die Texturanalyse via EBSD wies 
' Sa darüber hinaus nach, dass es sich nicht um Reste eines nicht rekristallisierten Gefiiges handelt. 
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Rıoz 610 MPa / R,, 933 MPa/ Ag; 16,2 % Rıo,2 782 MPa /R,, 1148 MPa /Ag, 12,2 % 
20,2 % Martensit, 6 % RA 21,5 % Martensit, 2 % RA 
KorngréBe des Martensits: 0,71 um KorngroBe des Martensits: 0,78 um 
“nrnariife des Ferrits (EBSD): 1,92 pm KornaroBe des Ferrits (EBSD): 1,67 um 
Bild 5: FE-REM-Aufnahmen und Auswertung von Dualphasenstahl mit unterschiedlichem Festigkeitsniveau 
¢ Tipremmeralur
	        
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