Full text: Fortschritte in der Metallographie

Prakt. Met. Sonderband 50 (2016) 75 
und damit der Zustand zuweisen, erfolgt also nur eingeschränkt über die quantitative Beurteilung der Porenanzahl. 
Der für den Betrieb von zeitstandbeanspruchten Bauteilen kritische Bereich beginnt für unlegierte 
bzw. niedriglegierte Stähle mit Ablauf der Klasse 2b (Grundwerkstoff) bzw. B (Schweißverbin- 
dung), wobei bei dieser Einschätzung grundsätzlich die Möglichkeit eines katastrophalen Versagens 
(„Bruch vor Leck“) über die Schädigung großflächiger Werkstoffvolumenbereiche als Folge der 
Geometrie und der spezifischen Beanspruchung zu berücksichtigen ist. Ferner ist anzumerken, dass 
bei martensitischen Stählen die Einteilung der Befunde in die Klassen 3a und höher deutlich 
schwieriger ist als bei niedriglegierten Stählen. Dies liegt daran, dass sich im Grundwerkstoff (nicht 
in der Schweißverbindung) deutlich weniger Poren bilden, eine mögliche Orientierung von Poren 
Rechts: ordnungsee- an bevorzugten Korngrenzen senkrecht zur maximalen Zugspannung wegen der martensitischen 
i Struktur kaum möglich ist und sich weniger Porenketten ausbilden /10/. 
4.2 Unsicherheiten bei der Auswertung 
Die Auswertung von Gefügeabdrücken in Bezug auf die Anzahl der Kriechporen bzw. der Zuord- 
nen erfordert be- : . : : ‘ 
unmittelbar auf nung in Beurteilungsklassen ist mit hohen Unsicherheiten versehen. Grundsätzlich sollte die Aus- 
ı aus. wertung immer direkt an der Abdruckfolie selbst erfolgen. Die Plausibilität des dargestellten Gefü- 
ges ist dabei zu überprüfen. Auswertungen an dokumentierten Abdrücken sind wegen der hohen zu- 
sätzlichen Fehlerrate nicht durchzuführen. 
Eine Gegenüberstellung der im Rasterelektronenmikroskop ermittelten Porenzahl (Nachweisgrenze 
~0,25 pm) mit der im Lichtmikroskop festgestellten Anzahl (Nachweisgrenze ~1 um) zeigt auch 
Diese stellt eine bei groBer Porendichte > 500 pro mm? /8/ zeigt, dass im REM um bis zu 100% größere Porendich- 
veißte Stähle ten ermittelt werden. Auch wenn berücksichtigt wird, dass im REM die kleineren Poren in die Ge- 
hervorgeht, be- samtzahl eingehen, muss gefolgert werden, dass die lichtmikroskopische Untersuchung ein relativ 
zn auf einer qua- hohes Unsicherheitspotenzial aufweist. 
Bereits zu früheren Zeitpunkten durchgeführte Round Robin Versuche /9/ mit Laborschliffen und 
Replikas an Zeitstandproben aus dem martensitischen Stahl X20CrMoV12-1 haben gezeigt, dass 
adung die Einschätzung des Porenbefunds nach der Richtlinie TW 507 zwischen „keine Schädigung“ (Be- 
Abgrenzungskrite- urteilungsklasse 1) bis zu „zahlreichen Mikroporen“ (Beurteilungsklasse 2b) differieren kann. Es 
TE wurden sehr hohe Porendichten > 500 Poren/mm? bei teilweise vergleichbaren Präparationsbedin- 
gungen angegeben, sodass der Schluss naheliegt, dass die unterschiedlichen Porenbefunde letztlich 
stark durch die persönliche Auswertung beeinflusst werden. 
2150 Poren pro mm? Auch im Rahmen eines Forschungsprojektes /3/ wurden Vergleiche zum Porenbefund an gleichen 
Proben (Laborschliff) durchgeführt. Dabei ergab sich eine Abweichung zwischen den Prüfstellen 
> 150 Poren pro mm um bis zu 100%. Die Abweichung ist nachweislich in erster Linie auf den persönlichen Einfluss bei 
der Interpretation, ob es sich um eine Pore oder um ein Artefakt handelt. zurückzuführen. 
“Mehr als eine Korn- 
grenzenlänge 5. Zusammenfassende Bewertung der Einfliisse und Schlussfolgerungen 
Die lichtoptische Auswertung der Abdruckfolie liefert Informationen iiber den Gefligezustand so- 
wie über Anzahl und Ausbildung von Kriechporen und Mikrorisse. die mit anderen zerstorungs- 
freien Methoden nicht detektierbar sind. 
Folgende Einflüsse sind bei der Einschätzung des Befundes zu berücksichtigen: 
er 1. Die Lage der Priifstelle, d.h. der Ort am Bauteil an dem der Abdruck durchgeführt wird, ist so zu 
Prüfung erkennbar wählen, dass die Stelle höchster Beanspruchung zuverlässig getroffen wird. 
2. Die Präparation (Schleifen, Polieren, Ätzen) wirkt sich auf die Darstellung des Gefüges und die 
517 (Grundwerkstoff mögliche Anzahl von Kriechporen aus. Das im Abdruck erzeugte Gefüge ist mit Angaben zum 
Strukturwerkstoff, Bauteil (Herstellung) und Betriebsgeschichte zu überprüfen. 
. 3 Bei der Auswertung der Replika (Poren, Porenanzahl, Beurteilungsklasse) treten große Streuungen 
über die Zanl der auf. Dies trifft besonders für den Grundwerkstoff auf die Klassen bis 2b zu, da hier die Zahl der 
inen kritischen
	        
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