Prakt. Met. Sonderband 52 (2018) 81
METALLOGRAPHISCHE KONTRASTIERUNG VON
SCHWEIRVERBINDUNGEN AN DUPLEXSTAHL
Gabriele Weilnhammer
GSI mbH, Niederlassung SLV München
Duplexstähle besitzen bei sehr guter Korrosionsbeständigkeit eine höhere Festigkeit als
die austenitischen Stähle. Sie werden in zunehmendem Maße dort eingesetzt, wo
Stahlkonstruktionen unter korrosiver Beanspruchung so leicht wie möglich und die
Wandstärke so klein wie möglich gehalten werden soll.
Bei einem Duplexstahl, z.B. 1.4462 (=X2CrNiMoN22-5-3) besteht das Gefüge zur Hälfte
aus Austenit und zur Hälfte aus ö-Ferrit.
Die Kunst bei der schweißtechnischen Verarbeitung besteht nun darin, dieses
Gleichgewicht nicht über bestimmte Grenzwerte hinaus zu verändern.
Bei zu hoher Wärmeeinbringung nimmt der Gehalt an Austenit zu; die Heissrissneigung
steigt und die Gefahr der Ausscheidung von intermetallischen Phasen nimmt zu, was zu
einer verminderten Korrosionsbeständigkeit führen kann.
Bei zu geringer Wärmeeinbringung nimmt der Gehalt an &-Ferrit zu und damit die
Zähigkeit ab.
Die Kunst für den Schweißer besteht nun darin, mit der optimalen Wärmeeinbringung (=
Streckenenergie) zu schweißen.
Die Kunst für den Metallographen besteht darin, das Mengenverhéltnis Austenit / &-
Ferrit auch im Schweillgut und in der warmebeeinflussten Zone sicher zu ermitteln und
mögliche schädliche Ausscheidungen intermetallischer Phasen eindeutig nach-
zuweisen.
Das ist umso schwieriger, als beide — Austenit und &-Ferrit — mit den üblichen Ätzmitteln
unter dem Mikroskop hell erscheinen und sich im Schweißgut auch nicht die nor-
malerweise für ein austenitisches Gefüge im gewalzten Zustand typischen Zwillinge
ausbilden (Bild 1 und 2).