Prakt. Met. Sonderband 52 (2018) 301
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'® DIE GRENZEN DER AUSTENITRÜCKKONSTRUKTION EINES
Sn i MEHRPHASIGEN STAHLES IN UNTERSCHIEDLICHEN
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ho Irmgard WeiBensteiner’, Thomas Hebesberger**, Helmut Clemens’, Verena Maier-Kiener*
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o fa. Bk ‘Department Metallkunde und Werkstoffpriifung, Montanuniversitat Leoben, Osterreich
Moy ~yoestalpine Stahl Linz GmbH, Osterreich
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-Fakdor iy KURZFASSUNG
Die Möglichkeit zur Rückkonstruktion der ehemaligen Austenitkörner aus Daten der Elekt-
ronenrückstreubeugung wurde an einem Stahl mit der Zusammensetzung Fe-0.2C-2Mn-
0.2Si-0.03Ti-0.003B in unterschiedlichen Wärmebehandlungszuständen untersucht. Die
nach einer isothermen Wärmebehandlung (WBH) zwischen 300 °C und 500 °C erzeugten
a Gefüge bestehen aus granularem Bainit und Ferrit, unterem Bainit und/oder Martensit. Ab-
N Nicht. zu hängig von der isothermen WBH-Temperatur ändert sich die Anzahl der gebildeten Mar-
1g an de tensitvarianten, die Morphologie sowie die Umwandlungscharakteristik, wodurch die Rück-
alse konstruierbarkeit stark beeinflusst wird. Durch den Vergleich mit partiell vorhandenen
Restaustenitinseln, Kornform und KorngréRe wurde die Richtigkeit der Orientierungslésun-
dhrung. gen beurteilt.
1. EINLEITUNG
ae Die Klasse der sogenannten ,Advanced High-Strength Steels” umfasst Stähle hoher Fes-
tigkeit (bis zu >1500 MPa) mit gleichzeitig sehr guter Formbarkeit. Die oft komplex
aufgebauten Mikrostrukturen setzen sich zusammen aus Ferrit, Bainit, Martensit und/oder
auch Restaustenit. Eingestellt werden die unterschiedlichen Mikrostrukturen einerseits
durch Variation der Legierungselemente, aber auch durch Variation der Umform- und
Warmebehandlungsparameter [1,2]. Thermomechanische Prozesse zur Erzeugung
unterschiedlicher Mikrostrukturen moderner Stähle beginnen bei der Einstellung der Textur
und Morphologie des Austenites. Geeignete Atzmethoden ermöglichen zwar die Darstellung
und quantitative Auswertung der Geometrie ehemaliger Austenitkörner, deren
Orientierungen können aber nicht direkt mittels Elektronenrückstreubeugung (EBSD)
ermittelt werden. Das von Cayron et al. [3] entwickelte Programm ARPGE (Automatic
Reconstruction of Parent Grains from EBSD Data), ermöglicht auf einfache Weise, aus
EBSD Daten von kubisch raumzentrierten (krz) Gefügebestandteilen die Orientierung des
ursprünglichen Austenits zu berechnen.
2. MATERIAL UND METHODEN
Das untersuchte Material mit der Zusammensetzung Fe-0.2C-2Mn-0.2Si-0.03Ti-0.003B
(m.%) wurde — entsprechend Abbildung 1 — bei 850 °C fur 60 s austenitisiert und anschlie-
Rend auf Temperaturen zwischen 300 °C und 500 °C abgeschreckt und dort für 600 s