Full text: Bankbetriebslehre (Band 3, Kapitel 10)

Kalveram 
G. Die Organisation des Bankbetriebes 
/. Charakteristische Merkmale der bankbetrieblichen Arbeit 
Das Streben nach Wirtschaftlichkeitssteigerung im Bankgewerbe kann 
nur dann erfolgreich sein, wenn die typischen Merkmale der bankbetrieh: 
lichen Arbeit erkannt und beachtet werden. 
„1. 80 v. H. der Aufwendun gen des Bankbetriebes entfallen auf. 
Personalkosten einschließlich der sozialen und Pensionslasten. Dieser. 
überragende Kostenfaktor hat fixen oder wenigstens sehr schwer veränder:. 
lichen Charakter, da die bankbetrieblichen Dienste nicht auf Vorrat, sondern. 
‚auf Bestellung‘ geleistet werden. Der Beschäftigungsgrad im ganzen und in 
den einzelnen Abteilungen ist dauernden Schwankungen, plötzlichen 
Schrumpfungen und Mehrbeanspruchungen unterworfen. Eine Anpassung des 
personellen Apparates an diesen Beschäftigungswandel ist nur in geringem 
Umfange möglich, da ein hoher Dienstbereitschaftsgrad zur Erfüllung der 
wechselnden Ansprüche jederzeit erhalten werden muß. 
2. Die Notwendigkeit, jeden Auftrag möglichst am gleichen 
Tage auszuführen und die dadurch erzeugten Wertbewegungen. 
sofort rechnerisch festzuhalten, bewirkt eine besonders 
hohe Umsatzschnelligkeit. 
3. Dieses Eiltempo der Bankarbeiten in Verbindung mit der ausgesprochen. 
geldlichen Eigenschaft der Umsatzträger. dem Überwie gen von. 
abstrakten Wertbewe gungen und Wertverrechnungen, zwingen. 
zu sorgsamster Registrierung und Kontrolle jedes einzelnen Geschäfts: 
vorfalles. Durch schnelle und exakte Verbuchung müssen Versehen und 
Differenzen möglichst ausgeschaltet werden. 
4. Der größte Teil der Bankumsätze wird ausschließlich 
durch zahlenmäßige Umschreibungen von Konto zu Konto ohne 
parallellaufende Bewegungen von konkreten Gütern vollzogen. Im Zahlungs: 
verkehr. ım Effektengiroverkehr und bei der Kreditgewährung in giraler 
Form sind die buchhalterischen Aufzeichnungen nicht Ausdruck der bereits 
vollzogenen Wertbewegungen: sie haben konstitutive Wirkung. 
5. Die von der Bank zu vollziehenden Dienstleistungen im Zahlungs: 
und Effektenverkehr haben in ihrer großen Mehrzahl individuellen 
Charakter. Aber sie lassen sich in zahlreiche Teilhandlungen auflösen, 
aus denen die gleichartigen Arbeitselemente zusammengefaßt und auf dem 
Wege einer Massenabwicklung mit Hilfe von Formularen und mechanisierten. 
Arbeitsverfahren erledigt werden. 
6. Diese Aufsplitterung in zahlreiche Teilarbeiten, welche in den ver: 
schiedensten Abteilungen verrichtet werden (Leistungsstreuung), 
macht die Kostenermittlung für die Erledigung eines Auftrages schwierig. 
Dazu besteht hier das nicht leicht zu lösende Problem der Zuteilun g 
zahlreicher unwägbarer und unsichtbarer geistiger 
Aufwendungen und der allgemeinen Dienstbereit: 
schafts: und Liquiditätskosten. 
7. Bei sehr vielen Geschäften sind die aus ihrer Erledigung entstehenden 
Aufwendungen mehr oder minder unabhängig von der 
Höhe der umgesetzten Beträge, also rein arbeitsbedingt, 
während die wertmäßig bedingten Kosten, also die in direkter Beziehung zum 
Umsatz stehenden Aufwendungen, außerhalb des Kreditgeschäftes nur eine 
geringe Rolle spielen.‘“) 
') Entnommen aus: Kalveram, Wirtschaftlichkeitsprobleme im Bank- und Kredit: 
wesen. Berlin 1938, S. 6/7. 
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